Schützenadler
Kalender der Schützengesellschaft Jena

9. Thüringer Bezirksschießen
vom 11. bis 15. Juni 1898 in Jena

11. Nov. 1897: (Do) Für das im nächsten Jahre stattfindende IX. Thüringische Bundes­schießen ist bekanntlich Jena als Festort bestimmt. Das Bundes­schießen wird hier vom 12. bis 16. Juni abgehalten werden. Die hiesige Schützen­gesell­schaft trifft bereits Vorbe­reitungen für das Fest.
19. Nov. 1897: (Fr) Neuntes Thüringer Bundesschießen Jena 1898. Die zum Bau der Schieß­stände erforder­lichen Erd­arbeiten sollen vergeben werden. Massen­ver­zeichnisse, sowie besondere Bedin­gungen sind bei Maurer­meister Rösel und sind Offerten ebenda­selbst bis zum 27. d. Mts. Mittags abzu­geben.
15. Jan. 1898: (Sa) Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat das Protek­torat über das im Juni in Jena stattfindende IX. Thü­ringer Bezirks­schießen über­nommen.
23. Feb. 1898: (Mi) Die Vorbereitungen für das IX. Thüringer Bundesschießen, das in den Tagen vom 11. bis 15. Juni in unserer Stadt abgehalten wird, sind nach Wahl der verschie­denen Aus­schüsse im Gange. Bekanntlich hat S.K.H. der Groß­herzog, welcher an allen in Jena getroffenen Veran­staltungen lebhaf­testen Antheil nimmt, geruht, das Prote­ktorat zu über­nehmen. Am letzten Sonntag hatte sich unter Vorsitz des Herrn Dr. Sterzing-Gotha der Vorstand des Thü­ringer Bezirks­vereins zur Fest­stellung des Programms und der Schieß­ordnung hier einge­funden, womit zugleich eine Besich­tigung der von der Schützen­gesell­schaft in Angriff genom­menen Erweite­rungs­bauten an der Schießloge und den Schieß­ständen verbunden war. Auf der Schieß­loge ist ein Stockwerk aufgesetzt worden, ein neuer 300 Meter langer Schieß­stand ist in Angriff genommen und der 175 Meter-Stand wird eine wesent­liche Vergröße­rung erfahren; auch der Wild­scheiben- und Pistol­enstand wird besser einge­richtet werden.
24. Feb. 1898: (Do) Öffentliche Gemeinderatssitzung zu Jena.
[…] 10.) Stiftung eines Preises für das Thü­ringer Bezirks­schießen. Von der hiesigen Schützen­gesell­schaft ist ein Gesuch um die Stif­tung eines Ehren­preises seites der Stadt einge­gangen. Der Finanz­aus­schuß hat dem Gesuch Wohl­wollen entgegen­gebracht. Die Gründe für die Bewilli­gung eines solchen Betrages seien teils darinnen zu suchen, daß auch andere thü­ringische Städte ebenfalls hohe Beträge für Ehren­preise bewilligt haben und anderer­seits auch in dem Umstand, daß durch das Fest eine grö­ßere Anzahl von Fremden in Jena Aufent­halt nimmt, was für die Geschäfts­welt von Nutzen sei. Der Referent GR. Hering bean­tragte die Bewilli­gung eines Betrages von 400 Mk. - An der folgenden Debatte, welche durch die Frage hervor­gerufen wurde, ob der Preis in Geld zur Aus­zahlung zu gelangen habe oder ein Wert­gegen­stand erworben werden solle, betei­ligten sich die GR. Köhler, Ebhardt, Hering, Veit und Tonn­dorf. Man ent­schied sich […] für einen Ehren­preis in Form eines Wert­gegen­standes und bewilligte dazu einen Betrag bis zu 400 Mk.
5. Apr. 1898: (Di) Die Vorbereitungen für das IX. Thü­ringer Bezirks­schießen, das […] vom 11. bis 15. Juni hier abgehalten wird, nehmen eif­rigen Fort­gang. Die Arbeiten in den teils ganz neu herge­stellten, teils verbesserten Schieß­ständen sind soweit gediehen, daß nach den Oster­feier­tagen Probe­schießen in denselben abge­halten werden sollen. Der Ehren­ausschuß für das Fest setzt sich aus folgenden Herren zusammen: Bezirks­direktor Born, Prof. Dr. Delbrück, Uni­versi­täts-Kurator Geheimer Staatsrat Eggeling, Gemeinde­ratsvor­sit­zender Brau­meister Köhler, Batallions­kommandeur Major v. Natter­möller, Ober­bürger­meister Singer, Ober­landes­gerichts­rath Stichling. Daß unsere Gemeinde­behörden einen Ehren­preis gestif­tet, ist […] bereits berichtet worden, auch von Sr. Königl. Hoheit dem Groß­herzog von Weimar, dem Pro­tektor des Festes, ist ein Ehren­preis in Aus­sicht gestellt.
7. Apr. 1898: (Do) Gemeinschaftliche Sitzung der Bau-, Schieß-, Finanz- und Wirt­schafts­ausschüsse im Gesell­schafts­zimmer des Schützen­hauses.
12. Apr. 1898: (Di) Die Schützengesellschaft vergibt einen Bauauftrag für die Her­stellung einer Klingel- und Telefon­anlage auf den Schieß­ständen, Offerten an Maurer­meister Leser.
13. Apr. 1898: (Mi) Die Altschützengesellschaft Ohrdruf denkt an die Übernahme des 10. Thü­ringer Bundes­schießens im Jahr 1899. Die Gesell­schaft wird selbst­ver­ständ­lich in Jena teil­nehmen.
25. Apr. 1898: (Mo) Veröffentlichung des Festprogrammes für das IX. Th. Bezirks­schießen.
28. Apr. 1898: (Do) Gemeinschaftliche Sitzung aller Ausschüsse im Schützen­haus.
4. Mai 1898: (Mi) Abends ½9 Uhr außerordentliche Versammlung: Besprechung zum Bezirks­schießen und Ergänzungs­wahl verschie­dener Aus­schüsse.
10. Mai 1898:
(Di) Die Vorbereitungen zum IX. Thü­ringer Bezirks­schießen, welches in den Tagen vom 11. bis 15. Juni in den Mauern der Stadt Jena abgehalten wird, werden in umfas­sender Weise getroffen, sodaß man schon von vorn­herein auf einen Verlauf rechnen kann, der dem alten Jenenser Ruhm in puncto Gemüt­lichkeit ent­spricht. Originell ist eine vom Ehren- und Fest­ausschuß erlas­sene Prokla­mation, welche in alt­deutscher Sprache abge­faßt und auch im alt­deutschen Stil mit roten Initialen in Plakat­form ausgeführt, folgenden Wort­laut hat:
„Den Edlen, Ehreneltesten, Fürnehmen, Ehrsamen vnd Weisen Herrn Schützen­meistern vnd Schieß­gesellen von den Stutzen-Büchsen in den Stätten der Land­grafschaft Thü­ringen vnd dero nachbar­lichen Staaten, entbieten wir, die verordnete Schützen­meister vnd Schieß­gesellen der Statt Jena vnsern freund­lichen Gruß, gutwillige Dienst, vnd fügen Ew. Ehr vnd Gunsten hiermit zu vernemmen, daß wir mit gnedigster bewilli­gung vnd vnter den erhaben­sten Protec­toratu vnsers gendigst gebie­tenden vnd durch­lauch­tigsten Fürsten vnd Herrn, Herrn Carl Alexander, Groß­herzogs zu Sachsen Weimar, Landgrafs von Thüringen etc., zur erhaltung vnd fort­pflanzung guter corres­pondenz vnd Nach­barschaft, vormit­telst Gött­licher gnaden ehn groß frey Gesellen­schießen, das IX. Thuerin­gische Bezirks­schießen auf den 11.-15. Tag Monats Junii alten Calenders dieses ablauffenden Ein­tausend­acht­hundert­acht­und­neun­zigsten Jahrs, zu halten angesehen: vnd solches in gut bestimbter Ordnung vnd Reyhe wohl auszu­richten ver­sprochen haben. […] Ew. Ehr vnd Gast geben vnter vnserer der ober­nannten Schützen­meistern Ehren­gesell­schaft hierfür getruckten Insiegel, den 30 tag Monats Martii nach Christi Geburt gezehlt 1898ten Jahr.”
In Präge­druck ist vorschriftsmäßig an der Ecke links unten ein zackiges Insiegel mit der Auf­schrift "Schützen-Gilde Jena 1534" ange­bracht. Das Plakat ist zwischen Natur­stäben eingepaßt und wird an landes­farbener Schnur aufgehängt. Die ganze Aus­stattung ist muster­haft.
17. Mai 1898: (Di) Es wird mitgeteilt, „daß […] im Ganzen 18 Scheiben zur Aufstellung gelangen und zwar 5 Feld­scheiben, 6 Frei­hand-Stand­scheiben, 3 Auflage-Stand­scheiben, 3 Pistolen­scheiben, 1 Wild­scheibe. Von diesen 18 Scheiben sind 3 Fest­scheiben: "Deutsch­land" auf Feld, "Heimat" auf Frei­hand-Stand, "Thüringen" auf Pistole; 4 Meister­scheiben: "Gotha" auf Feld, "Weimar" auf Freihand-Stand, "Walters­hausen" auf Auflage-Stand, "Jena" auf Pistole; 1 Wild­scheibe (Sau) und 10 Punkt­scheiben. Bei dieser Auf­stellung fallen besonders ins Auge die Auflage-Stand­scheiben; hier­durch ist auch den weniger geübten Schützen Gelegen­heit geboten, gute Treffer zu erzielen”.
18. Mai 1898: (Mi) Abends ½8 Uhr gemeinsame Sitzung der verschiedenen Ausschüsse.
5. Juni 1898: (So) Vormittags von 11 bis 1 Uhr und nach­mittags von 3 bis 7 Uhr findet das offi­zielles Probe­schießen statt. Bei dieser Gelegen­heit werden sämt­liche neu erbauten Pistolen­scheiben, Sau­scheiben, sowie sämt­liche Stand- und Feld­scheiben beschossen.
8. Juni 1898: (Mi) Offizielle Festmünzen sowie Fest­post­karte, letztere in großartig künst­lerischer Aus­führung, ge­lan­gen mit Beginn des Festes in bestimmten Geschäften zum Verkauf - Medaillen bei Emil Honig­mann und Postkarten bei Adolf Schneider.
9. Juni 1898: (Do) Auf dem Schützenplatz jenseits der Saale, auf welchem das mit dem IX. Thü­ringer Bundes­schießen verbundene "Volks­fest" gefeiert werden soll, wird gegen­wärtig eine fieber­hafte Thätig­keit ent­wickelt, um bis zum Beginn des­selben in ordnungs­gemäßer Weise die Buden aufzu­stellen, welche all' die Genüsse und Schätze unserer bekannten Vogel­schießen bergen sollen. Zwar ist noch lange nicht die letzte Schau­bude einge­richtet und es besteht noch immer ein buntes Gewirr mit dem ihm anhaf­tenden fremd­artigen Anstrich, doch läßt sich das Ganze jetzt schon soweit über­sehen, um sagen zu können, daß die Menge des Gebo­tenen das bisher dagewe­sene bedeu­tend in den Schatten stellt. […] die nach dem Fest­platze führende Schützen­brücke […] die uns alljährlich besuchende "berühmte Magde­burger Butter- und Schmalz­bäckerei" von Gustav Hasel­bauer […] "echt türkischer Zucker­waren v. Kilian Tanos­kowitsch" […] "Stadt­bier­halle" (Gustav Slevogt) […] "großes Preis­flaschen­schießen" […] "Buchwaldtsche Anato­mische Museum" […] "Kinemato­graph" […] "Löwen­theater" […] Für Unter­haltung und Amusement sorgt das Vatieté­theater "Saal­schlößchen", während für Erfri­schung das eben­falls nahe­liegende "Schützen­haus" und noch sonst noch vorhandene Bier­hallen und Cafés Sorge tragen.
9. Juni 1898: (Do) Um verschiedenen Gerüchten zu widersprechen, macht der Fest-Ausschuß bekannt, daß der Zutritt auf den Festplatz für Jedermann unent­gelt­lich ist. Nur an gewissen Tagen bedarf es zu den Fest­räumen des Schützen­hauses und der Schieß­loge besonderer Fest­karten.
10. Juni 1898: (Fr) Alle verfügbaren Hände setzen die seit einigen Tagen schon begonnene Dekorations­arbeit fleißig fort, um der Stadt zu dem bevor­ste­henden ein fest­liches, ein­laden­des Aus­sehen zu geben. Die meisten Privat- und öffent­lichen Gebäude prangen jetzt schon in grünem Kranz- und Quirlanden­schmuck und die bunt­farbenen Fahnen flattern ein freund­lich "Will­kommen!" Am schön­sten sind die­jenigen Straßen deko­riert, welche am Sonntag der Fest­zug passiert. Auch auf dem Markt­platz, auf welchem der Begrü­ßung­sakt statt­findet, sind die mit Quir­landen verbun­denen Fahnen­stangen aufge­richtet, und so bemüht man sich allent­halben, den Gästen der folgenden Tage einen freund­lichen Empfang zu bereiten.
    Leider hat sich bei den Dekorationsarbeiten auch ein Unglücks­fall ereignet […]
    Zu den Sehens­würdig­keiten, welche auf dem Schützen­platz vorhanden sind, gehört in erster Linie mit das große Ana­tomisch-patho­logische Museum von W. Burgold, welches den Körper des gesunden und kranken Menschen, so wie er sein und nicht sein soll, ausstellt. Der Ein­tritt ist nur Erwachsenen gestat­tet.
10. Juni 1898: (Fr) Nur noch wenige Tage trennen uns von dem am 11. Juni beginnenden Bezirks­schießen. Von Nah und Fern liegen zu dem­selben bereits zahl­reiche Anmel­dungen vor; sogar das Oester­reicher Land sendet seine Schützen und auch der erha­bene Pro­tektor des Festes, unser allver­ehrter Groß­herzog, hat seinen hohen Besuch in Aus­sicht gestellt.
    Da das Fest nicht als eines der bekannten Vogel­schießen zu erachten ist, haben die sämt­lichen Aus­schüs­se des­selben eine seiner Würde entspre­chende Aus­schmückung unserer Musen­stadt - Saal-Athen - in's Auge gefaßt.
    Dazu ist eine opferwillige Bereit­willigkeit unserer gesamten Jenenser Bewohner nötig und richten wir an diese hiermit die höf­liche Bitte, nicht allein mit Fahnen­schmuck, sondern auch mit Gir­landen und sonstigen Fest­zeichen unserer Stadt ein fest­liches Gepräge zu geben.
Oft schon ist von unseren Einwohnern solchem Ansuchen gern und willig ent­sprochen worden, darum hoffen auch wir in diesem Falle hiermit keine Fehl­bitte zu tun.
Zu der Schützentage Feste
Schmückt Euch Alle, windet Kränze,
Daß für Heimische, für Gäste,
Herrlicher die Stadt erglänze.
10. Juni 1898: (Fr) Für die Tage vom 11. bis einschließlich 15. Juni ist der Verkehr mit Kinder­wagen, Schiebe­karren u. dergl. und der Transport größerer Gepäckstücke über die Schützen­brücke verboten. Der Über­gang über die Brücke ist stets rechts zu bewirken. Zuwider­hand­lungen ziehen Bestra­fung nach sich.
10. Juni 1898: (Fr) Der Festzug stellt sich am Sonntag von Vormittag 11 Uhr ab auf dem Fürsten­graben und Biblio­theks­platz in nach­stehender Reihen­folge zusammen und findet der Abmarsch um 12 Uhr statt.
    Der Festzug bewegt sich von da ab über den Luther­platz nach der Saal­gasse, Kirch­platz, Johannis­straße, durch das Johannis­tor nach der Leutra­straße und Markt­platz.
    Daselbst Begrüßung der Festteilnehmer durch die Fest­stadt Jena vom Herrn Ober­bürger­meister Singer.
    Abmarsch vom Marktplatz nach der Löbderstraße, Holz­markt, Löbder­graben, Stein­weg, über die Saal­brücke nach der Wöllnitzer­straße (Wenigen­jena) und dem Fest­platz, wo sich dann der Zug auflöst und das Fest mit einem Bankett von den Teil­nehmern eröff­net wird.
            Festzug-Ordnung.
    I. Tamboure, Städt. Musikkapelle, eine Abteil. Freiw. Feuer­wehr, dann folgen die Fest­wagen mit den verehrl. Ehren-Aus­schuß- u. Thür. Bezirks-Aus­schußmit­gliedern und städtischen Behörden etc., ausw. Schützen­gesell­schaften nach Loos­nummer von 1 bis incl. 6.
    II. Militärkapelle, eine Abt. Jenaer Schützen mit Fahne, der Schützen­könig, Militä­rische Vereine, Gesell­schaftl. Vereine usw., auswärtige Schützen­gesell­schaften Loos­nummer 7 bis incl. 12.
    III. Mühlhäuser Schützen­kapelle, Mühl­häuser Schützen­gesell­schaft, sonstige ausw. Schützen­gesell­schaften Loos­nummer 13 bis 24, zweite Abt. Jenaer Schützen mit einer zweiten Abt. Feuer­wehr schließen den Zug.
    Etwaige eintreffende Schützengesellschaften, Gesell­schaftl. Vereine usw., welche ein Musik­chor mit­bringen, werden von den Fest­zugordnern ordnungs­mäßig in den Festzug einge­stellt.
11. Juni 1898:(Sa) Mit Bezug auf die Einladungen zum 9. Thür. Bezirks­schießen bittet der Wirtschafts­aus­schuß Die­jenigen, welche sich noch am Fest­bankett am 12.6., nachm. 2 Uhr, beteiligen wollen, wegen Belegung der Plätze verbind­liche Anmel­dungen bis Mittag auf dem Geschäfts­zimmer, Unterer Löbder­graben Nr. 16, III abzu­geben.
11. Juni 1898: (Sa) Beginn des 9. Thüringer Bezirksschießens.
    Empfang der ankommenden Schützen auf den Bahnhöfen. Das Wohnungs- und Empfangs­büro befand sich am Sa. Nach­mittag von 4 bis 8 Uhr und am So. von 8 bis abends 8 Uhr im "Weima­rischen Hof", danach in der Schieß­loge.
    Abends 8 Uhr großer Empfangskommers mit Musik im Schützenhaus. Es sprachen u.a. der Jenaer Schützen­haupt­mann Karl Kämmer, der Bezirks­vorsit­zende des Schützen­bundes Dr. Sterzing, der Bürger­meister­stell­vertreter Thiene­mann sowie weitere Ver­treter der Uni­versi­tät und Jenaer Gesell­schaften - siehe Empfangslied zum Fest-Commers
12. Juni 1898: (So) Bekanntmachung. Gelegentlich des IX. Thü­ringer Bezirks­schießens wird die Schützen­gesell­schaft zu Jena auf ihrem Schieß­stande in hiesiger Flur neu errich­teten 300 Meter-Stand benutzen. Auf diesem Stande wird geschossen werden am 12., 13., 14., und 15. l. Mts. Das Publikum wird vor dem Betreten des durch rote Fahnen gekenn­zeichneten gefähr­deten Terrains oberhalb des Weges nach der Sophien­höhe hier­durch gewarnt. Den Weisungen des aus­gestell­ten, an roter Kleidung kennt­lichen Sicher­heits­postens ist bei Vermeidung von Bestra­fung unbedingt Folge zu geben.
    Wenigenjena, den 8. Juni 1898. Der Gemeindevorstand. Der Bürgermeister: Kindler.
12. Juni 1898:
6.00 Uhr  Weckruf. Weiterer Empfang der ankommenden Schützen.
11.00 Uhr  Aufstellung zum Festzug; Abmarsch gegen 12 Uhr. Der Weg führt über Lutherplatz, Saalgasse, Kirch­platz, Johannis­straße, Johannis­tor, Leutra­straße zum Markt.
12.45 Uhr  Begrüßung der auswärtigen Schützen auf dem Markt­platz durch Ober­bürger­meister Singer.
13.15 Uhr  Abmarsch zum Schützenhaus über Löbderstraße, Holz­markt, Löbder­graben, Stein­weg, Saale­brücke, Wöll­nitzer Straße.
14.00 Uhr  großes Festbankett in den Sälen des Schützen­hauses mit über 200 Gästen - siehe Tafel­lied.
15.00-17.00 Uhr  Konzert auf dem Festplatz.
17.00-20.00 Uhr  Schießen auf allen Ständen, danach Verteilung der ersten Prämien am Gaben­tempel.
20.00-23.00 Uhr  Konzert im Schützenhaus.
12. Juni 1898: (So) Aus Anlaß des IX. Thüringischen Bezirks­schießens in Jena kommen heute folgende Personen-Sonder­züge zur Durch­führung: a) 1.-4. Klasse, ab Jena (Saalbhf.) 22:30 Uhr nach Saalfeld, b) 2.-4. Klasse, ab Orla­münde 00:20 (13.6.) nach Pößneck, c) 1.-4. Klasse, ab Gösch­witz 15:31 Uhr nach Jena, d) 1.-4. Klasse, ab Jena-West 19:20 Uhr nach Gera, e) 1.-4. Klasse, ab Jena-West 21:25 Uhr nach Weimar.
13. Juni 1898: (Mo) Das IX. Thüringer Bezirksschießen wurde am Sonn­abend Abend mit Kanonen­donner und Zapfen­streich eröffnet. Zahl­reiche Fest­gäste trafen im Laufe des Tages von aus­wärts ein und ver­einigten sich am Abend zu einem gemüt­lichen Empfangs­kommers im Schützen­haus, wo manch' ernstes und heite­rers Wort in gebun­dener Rede mitein­ander wechselte. Der nächste Sonntag Morgen wurde von den Schützen durch Reveille begrüßt und der Empfang der aus­wärtigen Gäste mit Musik bewirkt. Um 11 Uhr vor­mittags formierte sich der Fest­zug auf dem Biblio­theks­platz in der bereits vorher in Aus­sicht genom­menen Weise. Der Zug bewegte sich zunächst nach dem Markt­platz, wo Herr Ober­bürger­meister Singer im Namen der Stadt die Kopf an Kopf gedrängten Fest­teil­nehmer mit feurigen Worten begrüßte. Nachdem der Zug auf dem Fest­platz ange­kommen war, fand im Schützen­hause ein großes Fest­bankett statt. Auf dem Fest­platz selbst hatte sich schon lange vorher das gewöhn­liche Treiben entwickelt, nur in etwas verstärktem Maße, da das schöne Wetter das Publikum der nä­heren und wei­teren Umge­bung zur Teil­nahme an dem Fest ver­anlaßt hatte.
    Wie groß der Menschenandrang auf den Bahn­höfen war, läßt sich ungefähr aus folgender Mit­teilung bemessen […]: „Eine große Menschen­menge wollte heute aus Rothen­stein und Umgegend das Jenaer Bezirks­schießen mit dem 10 Uhr-Zuge besuchen. Da aber der Zug schon über­füllt war, konnten nur 8 Personen befördert werden, über 100 Personen mußten zurück­bleiben und ließen sich teil­weise unter recht herben Urteilen über die Bahn­verwaltung ihr Fahr­geld zurückgeben. In Kahla soll ebenfalls der größere Teil der Passa­giere sitzen­geblieben sein. Es hätte sich das Ein­legen eines Extra­zuges recht wohl verlohnt.” — Ähnlich war's auch ander­wärts.
13. Juni 1898:
7.00-20.00 Uhr  Schießen auf allen Ständen mit einer Pause von 1 bis 3 Uhr.
13.00-15.00 Uhr  gemeinsames Mittagessen.
15.00-19.00 Uhr 
20.00-23.00 Uhr 
Konzerte auf dem Festplatz.
20.00 Uhr  Überreichung der Prämien am Gabentempel.
20.30 Uhr  Generalversammlung der Mitglieder des Bezirks­schützen­vereines Thüringen unter der Leitung von Dr. Sterzing: Kassen­bericht, Änderung der Statuten, Wahl des Vorstandes, Ohrdruf als nächster Austragungsort des Bezirks­schießens gewählt, Ernennung von Ehrenmitgliedern.
21.00 Uhr  große Gesangsaufführung des Bürgerlichen Gesangs­vereines Jena im Saal des Schützen­hauses.
14. Juni 1898:
7.00-20.00 Uhr  Schießen auf allen Ständen mit einer Pause von 1 bis 3 Uhr.
ab 9.00 Uhr  Gesellschaftswettschießen, fotografische Aufnahme der Schützen.
13.00 Uhr  großes Festbankett mit den Damen im Saal des Schützenhauses.
14.30 Uhr  Verkündung der Ergebnisse des Gesellschaftswettschießens durch Dr. Sterzing, Über­reichung der Fahnen­bänder an die Sieger.
16.00-19.00 Uhr 
20.00-24.00 Uhr 
Konzerte auf dem Festplatz.
20.00 Uhr  Verteilung der Prämien am Gabentempel.
20.00 Uhr  großer Festball in den Sälen des Schützenhauses - siehe Tafellied.
15. Juni 1898: (Mi) Von dem in den letzten Tagen hier abgehaltenen IX. Thü­ringer Bezirks­schießen läßt sich erfreu­licher­weise sagen, daß es in jeder Beziehung den gewünschten schönen Verlauf genommen hat […] Heute Abend zum Schluß des Festes ein großes Brilliant­feuerwerk.
15. Juni 1898:
7.00-20.00 Uhr  Schießen auf allen Ständen mit einer Pause von 1 bis 3 Uhr,
10.00-13.00 Uhr  offizieller Frühschoppen mit Musik auf der Sophien­höhe bei Schützen­bruder Hahn.
13.00-15.00 Uhr  gemeinsames Mittagessen.
15.00-19.00 Uhr 
20.00-23.00 Uhr 
Konzerte auf dem Festplatz.
18.00 Uhr  Beendigung des Schießens auf die Festscheiben.
20.00 Uhr  Überreichung der 10 ersten Ehrenpreise jeder Scheiben­gattung an die Sieger.
21.00 Uhr  großes Brilliantfeuerwerk auf dem Festplatz,
damit Ende des 9. Thüringer Bezirks­schießens.
16. Juni 1898: (Do) Zum Andenken an die umfangreichen Erweiterungsbauten anläßlich des 9. Thü­ringer Bezirks­schießens hat der Bauaus­schuß eine Ehren­scheibe gestiftet, die in herr­licher und künst­lerischer Weise von Maler Reinhardt ausge­führt wurde.
19. Juni 1898: (So) Nachdem die Tage des IX. Thüringer Bezirks­schießens vorüber sind und das Fest selbst einen solch herr­lichen Verlauf genommen, drängt es uns, der Bürger­schaft unserer lieben Stadt, welche zu dem Gelingen des Festes in ganz beson­derer Weise beige­tragen, an dieser Stelle unserem herz­lich­sten Danke Ausdruck zu geben. - Die Schützengesellschaft zu Jena.
21. Juli 1898: (Do) Für das Bezirksschießen in Jena hatten bekanntlich die sechs Schützen, die zugleich Mit­glieder des hiesigen Krieger­vereines sind, einen Ehren­preis in Gestalt einer jener Liebes­gaben gestiftet, die sich der großen Wert­schät­zung bei unseren Soldaten im deutsch-franzö­sischen Feldzuge erfreuten. Ein glück­licher Zufall fügte es, daß der origi­nelle Preis einem Erfurter Schützen zufiel, der auch des Königs Rock getragen hat. Er hat an die verehr­lichen Kameraden und Spender folgendes Schreiben gerichtet […]
1. Aug. 1898: (Mo) Letzter Termin für die Einreichung der Rechnungen bezüglich des 9. Bezirks­schießens bei Kas­sie­rer Fr. Zeine in der Saal­gasse.
16. Okt. 1898: (So) Der Vorstand der Schützengesellschaft mahnt letztmalig die Ein­reichung offener Rech­nungen be­züg­lich des 9. Thür. Bezirks­schießens an.
10. März 1899: (Fr) Abends 8 Uhr Schlußfeier für das IX. Thü­ringer Bezirks­schießen - Würdi­gung der or­ga­ni­sa­to­ri­schen Mühen der Je­naer Schützen­gesell­schaft für das Bezirks­schießen.

Anläßlich des Thüringer Bezirks­schießens wurde eine Fest­post­karte heraus­gegeben, deren Motiv als "zivile" Ver­sion über das genan­nte Ereig­nis hin­aus all­ge­mein wei­ter ver­wen­det wurde - "Gruß vom Schützenplatz…" (siehe mittleres Bild, <klick!> für größere Ansicht):
Festpostkarte 1898 Gruß vom Schützenplatz Festmedaille 1898

Quellen: /JV/ - 1897, 1898, /JZ/ - 1897, 1898, 1899,
Ansichtskarten (Grußtexte entfernt) und Medaille - Sammlung Verfasser.

Liste: Weitere Thüringer Bezirksschießen

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Jena, den 30. Dezember 2007 -