Schützenadler
Die Schützengesellschaft Jena im Wandel der Zeiten

Patent, durch welches die Jenaische Schützen-Gesellschafft
von der zu Zwickau, auf ihr Abschießen eingeladen
worden.

MDXXXI. Unſere freundliche Dienſte zuvor, Ehrbare, Erſame und Für-
ſichtige, beſundere guetige Herrn und Freunde; Aus nachlaſſunge eines
Erbaren Rades alhier zu Zwickau, unſer gebietenden lieben Herrn, auch
umb des willen, das die Geſelſchafft und Kurzweil des Büchſenſchüſſens
gefördert und gemehret, und darzu die Ehrerpietunge, ſo den geſchicteten
aus uns hin und wieder, mit überreichung der Kränze und ſunſten widder-
fahren, ſo viel möglich vergleicht, adder je zum wenigſten, der gute Wille
geſpürt werden möchte, haben wir uns entſchloſſen, uff den Sonntag nach
Aegidii ſchirſt künfftig, alhie zu Zwickau, ein gemein Geſellenſchieſſen aus
der Büchſen zu halten, umb einen ſolchen Gewinn, auch yn ſolcher Geſtalt
wie folget: Erſtlich ſol ſein der erſte Gewin zehn Gülden Reiniſch, welche
wir zuſamt drey Ritterſchüſſen, als nemlich zum erſten einen Gulden, zum
andern drey Orth, und zum dritten einen halben Gulden frei zu vergeben;
Doch ſollen nur denen allein die Ritterſchüſſe nachgelaſſen ſeyn, ſo aus
den Hauptgewinſten nichts gewinnen; Weiter ſoll ſeyn die Einlage ei-
nes jegliche Schüzen 12 grl., daraus ſollen die Siebener nach gewöhnlichen
Gebrauch und Gelegenheit, die anderen Gewinſten machen; Und damit ſich
ein jeder Schüze ferner zu richten, ſo ſoll der Schiesplan ſein, an einem
Orth, dazu vor nicht geſchoſſen, auch der Stand 320 Zwickauiſche Ellen
yn zwo unverſerte Scheuben, ſo nach Anzeigung ynliegendes Maſſes
obenbeſtimpter Eln, eine und anderthalb viertel vom Nagel, gros ſein
werden; Zu welchen zwölff Schuſſe gethan ſollen werden, aufgericht mit
freiſchwebenden Armen, on alles uff- noch anſetzen der Büchſen und on
alle andere Vorteil, wie die genant und erdacht möchten werden;
Ob aber einer addir mehr, hieweder jechts zugebrauchen beſichtiget wurde
der addir ſelbige ſollen ihrer Schüſſe und Gewinſt verluſtig, und auf unſern
Schiesplan nicht zu leiden ſeyn. Wir wollen auch ſonderlich aus guter
Freundſchaft und andern bewegenden Urſachen, nachlaſſen, das kein Schütz
von wegen ſeines wenigtreffens gepritſcht ſol werden, es were denn Sache,
ob ſich aus ihnen ſonſt ungepürlich halten würde, dem wollen
wir es nach gemeinen Brauch und Erkentnis nicht hingehen laſſen;
Dieweil wir uns nu zu euch verſehen, das ihr zu ſolcher geſelligen
Kurzweil nichts weniger dann wir ſelbſt Luſt und Begierde tragen
und wir euch für andern, als unſere ſonderliche lieben Freunde gerne
debey haben wollen, bitten wir dienſtlich und freundlichs Vleis, ihr wol-
let euch darnach geſchickt machen, das ihr auf bemeldten Tage umb
X hora gegen den Mittage alhier zu Zwickau auf dem Radthaus auf
dem Tanzboden daſelbſt erſcheinet und nach geſchehener Verſamlung
der andern, ſo in gleicher Stadt beſchrieben, ſolch geſellige Kurz-
weile und Ubunge, ſo nicht alleine mühe und not, ſondern auch löb-
lich iſt, yn Freuden helffet anfahen und vollenden, des wollen wir in
gleichen Fal und ſonſt erwiddern und freundlich verdienen, Datum nach
Viſitationie Marie a. MDXXXI.

Anm.: Der Sonntag nach Aegidii [1. Sept.] war im Jahre 1531 der 3. September,
Visitatio Marie [2. Juli] war ein Sonntag.


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Jena, den 30. Januar 1998 -