Schützenadler
Mitglieder der Schützengesellschaft Jena

Porträts von Else und Karl Kämmer

9. Jan. 1854: Heirat von Karls Eltern: Pachtwirt Christian Friedrich Kämmer und Jungfrau Augustine Müller aus Braunsdorf bei Neustadt/ Orla. I
Ansichtskarte: Aula Vimariensis Jenensis 1
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AK: Aula Vimariensis Jenensis 4
Karl Kämmer mit seinen Leibfüchsen
AK: Karl Kämmer mit seinen Leibfüchsen
19. Juni 1854: Karl Kämmer wird als Sohn des Gastwirts Christian Friedrich Kämmer geboren.
9. Juli 1854: Taufe auf die Namen Karl Richard Gotthold Jacob.
Ostern 1862: Der Pachtwirt des "Engel" Christian Friedrich Kämmer erwirbt den "Weimarischen Hof".
28. April 1863: Eröffnung der Gastwirtschaft "Zum Weimarischen Hof", die zunächst als eher bescheidener Betrieb geführt wird, durch Karl Kämmers Mutter Auguste.
12. Juni 1877: Else Stamminger geboren, die spätere zweite Ehefrau von Karl Käm­mer.
30. Juli 1880: Der großherzoglich sächsische Direktor des II. Ver­wal­tungs­bezir­kes in Apolda stellt die Erlaubnis­urkunde für die Über­tragung der Gast- und Schank­wirtschaft "Zum Wei­marischen Hof" an Karl Kämmer aus.
6. Sep. 1880: Karl Kämmer heiratet seine erste Frau Anna Friederike Bertha Emma Polz (*14.11.1859).
27. Mai. 1882: Nottaufe des Sohnes Karl im Hause Karl Kämmers (*07.03.1882, †27.05.1882). /TA/
17. Aug. 1882: Karl Kämmer ist beim Vogelschießen der Schütze auf das Vogelteil "Reichsapfel", er erscheint damit das erste Mal in den Listen der Schüt­zen­ge­sell­schaft.
16. Aug. 1883: Karl Kämmer schießt auf das Los des Gastwirts B. Sieber ("Zum Stern") den Vogelkörper ab.
17. Aug. 1884: Karl Kämmer tritt als Schütze auf die Vogelteile "Kopf" und "Linke Hosse" in Erscheinung.
12. Apr. 1885: Taufe der Tochter Anna Helene Margarete (*19.03.1885, †14.06.1960). /TA/
13. Aug. 1885: Karl Kämmer tritt als Schütze auf die drei Vogelteile "Ring", "Reichsapfel" und "Linke Hosse" in Erscheinung.
26./31.7.1885: Zum 9. Mitteldeutsches Bundesschießen in Chemnitz erringt Gastwirt Kämmer als Preise einen Becher und silbernen Löffel sowie eine Medaille.
12. Aug. 1886: Karl Kämmer ist beim Vogelschießen der Schütze auf die Vogelteile "Ring" und "Reichsapfel".
11. Aug. 1887: Karl Kämmer ist der Schütze auf die Vogelteile "Hals" sowie "Körper" und legt damit für den Getreidehändler Ludwig Schroth Ehre ein.
9. Aug. 1888: Karl Kämmer ist der Schütze auf die Vogelteile "Schwanz" und "linker Flügel".
22. Juli 1889: Beim 12. Mitteldeutschen Bundesschießen in Plauen i.V. erringt Karl Kämmer als Preis einen Festbecher mit Festmünze.
15. Aug. 1889: Karl Kämmer ist der Schütze auf das Vogelteil "Rechte Klaue".
26. Sep. 1889: Karl Kämmer erringt beim Jenaer Freihand-Konkurrenz- und Preis-Schießen einen 2. Preis auf die Stand-Meister­scheibe und einen 5. Preis auf die Festscheibe Jena.
8.-13.7.1890: Karl Kämmer erringt auf dem X. Deutschen Bundesschießen in Berlin 6 silberne und eine goldene Medaille sowie zwei Ehren­becher, davon einen Preis­becher auf die Feld­scheibe.
14. Aug. 1890: Karl Kämmer ist der Schütze auf die Vogelteile "Krone" und "Fahne".
19. Juli 1891: Karl Kämmer erringt sich bei dem 13. Mitteldeutschen Bundesschießen in Erfurt einen Ehrenbecher auf die Standscheibe.
11. Aug. 1891: Karl Kämmer erringt beim Preisschießen zum Vogelschießen einen 2. Preis auf die Meisterscheibe (175m, aufgelegt), einen 5. Preis auf die Stand-Meisterscheibe, einen 9. Preis auf die Festscheibe Jena und einen Ehrenbecher.
12. Juli 1892: Einen Becher im Werte von 50 Mark erwirbt sich Karl Kämmer beim 14. Mittel­deutsches Bundes­schießen in Weißen­fels.
10. Aug. 1892: Karl Kämmer erringt beim Preisschießen zum Vogelschießen einen 1. Preis auf die Jagdscheibe, einen 2. Preis auf die Meisterscheibe (175m, freihändig), einen 11. Preis auf die Meisterscheibe (aufgelegt) und einen 25. Preis auf die Festscheibe.
11. Aug. 1892: Karl Kämmer wird Schützenkönig mit dem eigenen Schuß auf den Vogelkörper. Zuvor schießt er aber auch noch auf die Vogelteile "Szepter", "Rechte Hosse" und "Schwanz"!
11.-15.6.1893: Zum VI. Thüringer Bezirksschießen in Weimar erringt Karl Kämmer einen ersten Becher.
12. Juni 1895: Auf der Jagdscheibe erringt sich Karl Kämmer mit 29 Punkten als Preis eine Hirschgruppe.
29. Sep. 1896: Begräbnis von Karl Kämmers Frau Anna, geb. Polz, 36 Jahre und 10 Monate alt (*14.11.1859, †27.09.1896). /TA/ST/
6. Jan. 1897: Der bisherige Schützenhauptmann, Hofzimmermeister Friedrich Hartung, übergibt nach fast 20 Jahren Amtszeit seine Funktion an den neu gewählten Karl Kämmer, Gastwirt und Hotelier im "Weimarischen Hof".
15. März 1897: Karl Kämmer heiratet seine zweite Frau Else Stamminger (*12.06.1877).
2. Sep. 1897: Karl Kämmer tritt als Losinhaber des Vogelteiles "Linke Hosse" sowie als Schütze auf den "Ring" und den "Rechten Flügel" in Erscheinung.
11. Juni 1898: Zum großen Empfangskommers mit Musik anläßlich des 9. Thüringer Bezirksschießens sprechen im Schüt­zen­haus ab 20.00 Uhr u.a. der Jenaer Schützenhauptmann Karl Kämmer, der Bezirksvorsitzende des Schützenbundes Dr. Sterzing, der Bürgermeisterstellvertreter Thienemann sowie wei­tere Ver­tre­ter der Uni­versi­tät und Jenaer Gesellschaften.
8. Sep. 1898: Karl Kämmer tritt als Schütze auf die Vogelteile "Rechte Hosse" und "Schwanz" in Erscheinung. Grabstein
Foto: Sammlung Verfasser
8. Sep. 1904: Karl Kämmer tritt als Losinhaber des Vogelteiles "Krone" sowie als Schütze auf die "Krone", den "Ring" und den "Kopf" in Erschei­nung.
7. Dez. 1908: Der Hauptmann der Schützengesellschaft Karl Kämmer verstirbt am Mittag gegen ½1 Uhr nach kurzer Krankheit im 54. Lebens­jahr.
Kämmer-Karl, der Besitzer der fast weltbekannten "Aula Vima­rien­sis", war ein Original. Er ragte dadurch hervor, daß er ein rechter und echter Studentenvater war. Die Studenten verliehen ihm schon zu Lebzeiten den Titel "Dr. med. i. VI. Semester Aca­de­miae inser­viendo con­sumor".
10. Dez. 1908:
Karl Kämmer †.
    Carolus Kaemmer mortuus est!
So schallet gen Ost und tönet gen West,
Gen Süden und Norden die Kunde,
Daß auch ihn ereilet die Stunde.
    Die Freunde nicht ahnten’s, daß schon so nah
Ihm wäre die Hora suprema,
Daß bald der Rufer im Streite
Sie sammle zum Trauergeleite.
    Der würdig voranschritt der frohen Schar
Am lustige Dies in jedem Jahr,
Dem folgen schweigend nun alle
Leis in des Totenreiches Halle. -
    Dann tropft noch zu Boden das würz’ge Naß,
Ein Totenopfer aus Becher und Glas,
Und klirrend zerschmetterten die Scherben
Beim Liede vom Scheiden und Sterben.
    - J.-Wallsbüll.
Nachruf!
Kaum glaubt’ ich’s: Kämmer Karl ist tot!
Sein Mund ist stumm, sein Auge brach.
Des Menschenwürgers Machtgebot
Auch Dir sein grausam: Folge! sprach.
Das Liedchen schrieb ich, ’s ist ein Jahr,
Da warst Du lebensstark und froh.
Nun liegst Du still auf schwarzer Bahr;
Es trauert Jenas Studio.
Ruh’ aus! Dein Tagwerk ist vollbracht!
In tausend Herzen lebst Du fort,
Mit denen Du gescherzt, gelacht.
Ruh aus im ew’gen Friedensport!
    - Franz Strelzik.
10. Dez. 1908:
Kämmer Karl.
Das schönste Auditorium
    Hat Kämmer Karl im Haus;
    Man sitzt bequem am Tisch herum
    Und strekt die Beine aus.
Der Herr Rector Magnificus
    Ist aller Weisheit Zier,
    Er wurde Doctor Medicus
    Nach vier Semestern schier.
Drum sitzen früh bis Abend spat
    Die Musensöhne da,
    Denn Dr. Kämmer Karle hat
    Alltag Kollegia.
Und jede Weisheit wird kredenzt
    In Kännchen, Glas und Topf,
    Und aller Weisen Weisheit glänzt
    Bald auch dem dümmsten Kopf.
Und kommt ein Füchslein angeschwirrt
    Mit großem Wissensdurst;
    Gleich wird es immatrikuliert,
    Und rite löscht’s den Durst.
Das Immatrikeldokument
    Ist doppelseitig gar:
    Ein Spieglein rechts;
        und wenn man’s wendt,
    Stellt’s Kämmer Karle dar.
Gar mancher spricht vom Lehrstuhl heut,
    Der hier als Füchslein trank.
    Gedenkt er seiner Burschenzeit,
    Weiß er auch Kämmer Dank.
An jedem deutschen Musensitz
    Weiß man von Kämmers Ruhm;
    Unsterblich ist sein Wort sein Witz,
    Sein Auditorium!
10. Dez. 1908: Die Beerdigung Karl Kämmers vereinigt alle Teile des gesellschftlichen Lebens von Jena zu einer großen Trauerkundgebung. Die Garnisonskirche, in der die Trauerfeier stattfindet, kann nicht alle Gäste aufnehmen, die vom Verstorbenen Abschied nehmen wollen. Der Trauerzug für den bekann­testen Jenaer Gastwirt, Weimarischer Hof, wird von der gesamten Schützengesellschaft, den studentischen Korporationen, Vertretern staatlicher und städtischer Behörden sowie weiterer dem verstorbenen nahestehenden Personen gebildet und führt über das Südende des Oberen Philo­sophen­wegs, den Johannis­platz, die Johannis-, Weigel­straße und den Biblio­theks­weg nach dem neuen Friedhof (Nord­friedhof, siehe Foto des Grabmals).
17. Dez. 1908: Else Kämmer, die Ehefrau des Verstorbenen, übernimmt die Geschäftsführung des "Weimarischen Hofes".
14. Jan. 1921: Else Kämmer wird Mitglied der Schützengesellschaft.
15. März 1922: Zur 25jährigen Geschäftstätigkeit der Frau Gastwirt Else Kämmer im "Weimarischen Hof" haben sich viele treue Freunde der Familie und Stammgäste des Hauses eingefunden. Im blumengeschmückten altdeutschen Zimmer, das durch Künstlerhand ein neues, stimmungsvolles Gewand erhalten hat, ver­sammel­t sich die kleine Fest­gemeinde. Auch aus der Ferne waren Glück­wünsche und Auf­merk­sam­kei­ten in großer Zahl eingegangen. Ein gezie­mender Imbiß und Trunk nebst Ans­prache schaffen einen ver­gnüg­ten Jubiläums­abend, der in bester Erin­nerung bleiben wird.
15. März 1927: Else Kämmer feiert ihr 30-jähriges Betriebsjubuläum, denn mit ihrer Heirat trat sie 1897 in das Unternehmen ein.
3. Juli 1930: Else Kämmer wird Vogelkönigin der Schützengesellschaft.
Feb. 1933: Die Erinnerung an Karl Kämmer wird wachgehalten durch Erwähnung im Buch "Kulturgeschichte der deutschen Gaststätte" von O.D. Potthoff und G. Kossenhaschen, Verlag W. Glaß Berlin.
15. März 1937: Else Kämmer feiert ihr 40-jähriges Geschäftsjubiläum.
1. Sep. 1937: Der "Weimarische Hof" bekommt eine neue Bewirtschaftung. Else Kämmer zieht sich ins Privatleben zurück. Im Westviertel hat sie sich einen netten Ruhesitz erbaut (Gutenbergstr. 3). Der neue Pächter ist Rudolf Ast, früherer Wirt der "Krone" in der Grietgasse, zuletzt im "Thüringer Hof".
1. Jan. 1939: Das Hotel und Restaurant "Weimarischer Hof" geht in den Besitz des bisherigen Pächters Rudolf Ast über. Seit 1908 führte Else Kämmer nach dem Tode ihres Mannes Karl das umfang­reiche Unter­nehmen, bis sie es 1937 an Rudolf Ast als Pächter übergab.
14. Juni 1960: Anna Helene Margarethe, Karl Kämmers Tochter aus erster Ehe verstorben (*19.03.1885).

Quellen:
  • Tageszeitungen: /JZ/ - Jenaische Zeitung, /JV/ - Jenaer Volksblatt
  • Jenaer Kirchenbücher: /KF/ - Konfirmationen, /TA/ - Taufen, /TR/ - Trauungen, /ST/ - Sterbefälle
  • Sammlung Verfasser: Ansichtskarten (5), Foto
[ Personenverzeichnis ]
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Jena, den 29. September 2005 -