Schützenadler

Zween Liedleyn zum
Fest-Schmauß
so gehalten wurde zur
600jähr. Jubelfeyer
der ehrenvesten treuen
Büchsenschützengilde
zu Jehne im Jahre des
Heils
MCMIV.

I.
Mel.: Strömt herbei, ihr Völkerschaaren etc.
Von dem Hausberg in die Lande
Sah'n einst Burgen, stolz und kühn!
Unten an dem Saalestrande
Prangten Fluren saftig grün.
An den Bergen wuchsen Reben,
Sehr erträglich, reich mit Wein,
Wenn auch sauer, bracht' er eben
Zum Erwerb noch etwas ein.
    War bei harten Arbeitszeiten
Labetrunk für Jedermann,
Traf man ihn bei Festlichkeiten,
Wie in allen Kreisen an.
Knappe, der bei Festgelagen
Größte Zahl der Humpen leert,
Ward zum Ritter dann geschlagen
Und vom Burggraf voll bewehrt!
3 4
    Sehr bewegt ging's, doch nicht heiter,
Damals auf Burg Kirchberg her!
Es versammeln tapf're Streiter
Sich in Rüstung, blanker Wehr!
Erfurt kommt heran von Westen
Mit des Landgrafs Heeresbann,
Stürmt Kapellendorf und Leh'sten,
Und zu Fall kam Kirchberg dann!
    Nord-, Mühlhausen folgt auf Seite
Erfurts dessen Fehdezug,
Und gerüstet längst zum Streite
Hermann von der Lobdeburg.
Wohl ersehnt und voller Tücke
Schließen sich dem Heere dann
Unten an der Saalebrücke
Jehne's Bürgerschützen an!
5 6
    Stolz auf uns're Ahnen sehen
Wir am heut'gen Tag zurück!
Wie sie auf des Hausbergs Höhen
Bis zum letzten Augenblick,
Tapfer helfend mit bezwingen
Kirchbergs Burgen stolz und kühn!
Siegeslieder hell erklingen,
Als sie durch das Saaltor zieh'n!
    Das war vor sechshundert Jahren
Anno Dreizehnhundert vier,
Uns'rer "Gilde Ahnen" waren
Städt'scher Schutz, in Waffenzier!
Gut gerüstet stets zum Streite,
Von den Mauern und dem Wall,
Mit der Armbrust, Schwert zur Seite,
Trotzten sie der Feinde Zahl!
7 8
    Kehren uns're tapfern Schützen
Reich mit Beute jetzt zurück,
Dort, wo Scheibenbüchsen blitzen,
Auf der Kugel sitzt das Glück!
Nur durch Aug' und Hand zu üben,
Mut vereint mit Heiterkeit,
Diese Dinge, die wir lieben,
Kennt man Jena weit und breit! (Tusch!)
    Heut' an uns'rer Tafelrunde
Freut sich unser Königspaar!
Treu stets Jena's Schützenbunde
Nun schon fünfundzwanzig Jahr!
Jubel tönt vom Volk entgegen
Und es wünscht, daß Euch erblüh'n
Goldne Fünfzig – Glück und Segen!
König hoch! Hoch Königin! (Tusch!)
9 10
    Winter ist's, man nennt's Vergnügen,
Eine schöne Schlittenfahrt!
Doch nur, – wenn der Schnee bleibt liegen,
Man zurück, – die Bahnfahrt spart!
Zum bestimmten Kaffeeklatsche
Bitten wir (weil nicht zu trau'n):
Pluvius führ' nicht in die Patsche
Auch noch Weimar's Schützenfrau'n! (Tusch!)
    Nun zuletzt dir Schützengilde,
Die vereint sechshundert Jahr!
Bringen wir auf ehr'nem Schilde
Eingraviert, den Glückwunsch dar:
Wachse, blühe und gedeihe,
Du nebst Jena allezeit!
Treue Führung dich erfreue,
Glück und Ruhm in Ewigkeit!! (Tusch!)
  Hurra! Hurra! Hurra!
G. Rodigast
 
II.
Mel.: Kaisermarsch. (Kaiserjäger)
Der Schütze ist ein heit'rer Mann,
Nichts gleichet seinem Stand,
Mit ihm sich Keiner messen kann
Im deutschen Vaterland.
Seht, wie ihn Hut und Joppe schmückt,
Zieht er zu Lust und Schmaus,
:-: Wenn ihn ein Schützenfest beglückt, :-:
:-: nach seinem Schützenhaus. :-:
In Alter Treue halten
Zusammen wir in Freud' und Leid,
Nichts kann die Eintracht spalten,
Sie sei's Panier für alle Zeit!
    Hat still sein Tagewerk vollbracht
Der fleiß'ge Bürgersmann,
Trifft er, was ihm Vergügen macht,
Montags im Schießstand an.
Bald schießt er eifrig nach dem Ziel,
Trifft auch nicht jeder Schuß,
:-: Schafft Skat, a Wendsch, ooch Billardspiel :-:
:-: Ihm doch dafür Genuß. :-:
In Alter Treue halten
Zusammen wir in Freud' und Leid,
Nichts kann die Eintracht spalten,
Sie sei's Panier für alle Zeit!
3 4
    Abschießen und dann Martinsschmaus
Der Feste würd'ger Schluß,
Doch halt! Was diese Zeit, o Graus!
Noch Mancher leisten muß!
Ein Schlachtfest, sehr gut ausgeführt,
Wie der Verlauf beweist.
:-: Schön war's, trotzdem daß Viel' notiert:, :-:
:-: "Verhindert" und "verreist"!. :-:
In Alter Treue halten
Zusammen wir in Freud' und Leid,
Nichts kann die Eintracht spalten,
Sie sei's Panier für alle Zeit!
    Wir halten stolz und innig fest
Am herrlichen Panier,
Zu jeder Zeit die allerbest'
Und allerhöchste Zier!
Drum schützt es Alle allezeit
Zu unsrer Gilde Wohl,
:-: Und Herzlichkeit, wie Innigkeit, :-:
:-: Sei stets bei uns Parol'!. :-:
In Alter Treue halten
Zusammen wir in Freud' und Leid,
Nichts kann die Eintracht spalten,
Sie sei's Panier für alle Zeit!
  (Hurra!!!)
G. Rodigast

Quellen:
Text: Universitätsbibliothek Jena, Signatur: 8 Hist.lit.VI,103(4x)
Melodiebeispiele: www.ingeb.org - Strömt herbei, ihr Völkerscharen… - Kaisermarsch [Kaiserjägerlied]

[ zurück ]
<<<


Kritiken, Hinweise und Meinungen bitte per
eMail an den Autor.

Jena, den 18. Januar 2006 -