Schützenadler

Tafellied
zur
Feier des 365. Stiftungstages
der
Schützengesellschaft zu Jena
im Schützenhause
am 12. Februar 1899

Mel.: Strömt herbei, ihr Völkerschaaren etc.
Fünfzehn Hundert vier und Dreißig
Gilt für uns als Stiftungsjahr!
Jedenfalls, doch nicht beweislich,
Daß es wohl viel früher war?
Zittau lud zu "einem Schießen"
Jenas Gilde hin zur Stadt
Daraus folgernd darf man schließen,
Daß sie längst bestanden hat!
    Heut' "Dreihundert fünf und Sechzig
Jahre
" sind's zum Stiftungstag!
Und recht der Erinn'rung würdig,
Daß zurück man denken mag!
Mit der Armbrust, Pfeil und Bogen
Mit der Lanze, Schwert und Schild
Früher noch die Ahnen zogen
Aus zur Fehde, mutherfüllt!
III IV
    Galt es doch die Stadt zu schützen
Vor der Feinde Übermuth!
Auf dem Wall von Pfeilesspitzen
Mancher Tapf're ließ sein Blut!
Doch des Pulvers Kraft muß lehren
Aendert der Verteid'gung Sinn
Da die Burgen, Thurm und Wehren
Fiel'n in Schutt und Trümmern hin!
    Wohl verheerten Kriegesstürme
Sehr viel im Thüringerland,
Jena's Wehren, Thor und Thürme
Fielen nicht durch Feindes Hand;
Theils vom Alter und Zersetzung
Und dem Wachsen und Geheih'n
Unsrer Stadt fiel die Umwallung,
Doch nicht Alles legt man ein!
V VI
    Noch als Denkmal, was wir haben,
Johannisthor und Pulverthurm,
Wo daneben in dem Graben
Tummelt' einst ein Völklein 'rum.
Es War Jena's Schützengilde,
Churfürst Friedrich unter ihn'n!
Schießt mit nach dem Scheibenbilde
Mit der Armbrust stolz und kühn!
    Heil der Gilde! Die die werthe
Landesfürsten Huld empfing!
Weil mit oberster Behörde
Treulich Hand in Hand sie ging!
Wird auch nur so Segen bringen,
Hält man Fortschritts Grenzen ein.
"Alt" - was gut - "Neu" zum Gelingen
Ungetrennt verbunden sein!
VII VIII
    Wenn wir in die Runde Schauen,
Was sich auch nicht trennen läßt:
"Königspaar und holde Frauen,"
Ohne sie - das wär' kein Fest!
Ist so "deutscher Schützen" Sitte
Sonst wie jetzt und immerdar!
Freudig tön' aus uns'rer Mitte:
Frauen hoch! Hoch Königspaar!
(Tusch)        
    Ziemend sei nun uns'rer Ahnen
Heut' mit Dank und Stolz gedacht!
Mag ihr Vorbild uns ermahnen:
"Einigkeit bleibt stärkste Macht!"
Darum lieben Kameraden
Hebt das Glas, stimmt fröhlich ein:
Hoch! Für Die uns treu berathen!
Hoch! Der Gilde Blüh'n, Gedeih'n!
(Tusch)    
G. Rodigast
B. Engau, Jena.

Quellen:
Text: Universitätsbibliothek Jena, Signatur: 8 Hist.lit.VI,103(4m)
Melodiebeispiel: www.ingeb.org - Strömt herbei, ihr Völkerscharen

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Jena, den 6. Februar 1998 -