Schützenadler

Tafellied
zur
Martins-Feier
der
Schützengesellschaft Jena
am 21. November 1898
im Restaurant zum Schützenhaus.

Mel.: Auf ihr Brüder, laßt uns wallen etc.
An des Städtethumes Wiege,
Das uns die Geschichte preist,
Das im Sturm und Drang der Kriege
Eichentrotzig sich erweist,
Stand als Bürge künft'ger Siege
Waffenfroher, deutscher Geist.
Hätte es der Jahre Dreißig
Überstanden wunderbar,
Wenn es einfach nur und fleißig,
Ruhig und gesittet war,
Wenn es wehrhaft nicht und reißig
Trotzte jeglicher Gefahr?
"Wehrlos – ehrlos!" Hätten Knechte
Jemals diesen Spruch erdacht,
Hätten über ihre Rechte
Eifersüchtig sie gewacht,
Und im ehrlichen Gefechte
Ihre Brust zum Wall gemacht?
Jeder wollte friedlich schaffen
In der Seinen trautem Kreis,
Doch die Lust am Hall der Waffen
Gab das Männerherz nicht preis,
Und der Wunden blutig Klaffen
Schreckte Knaben nicht noch Greis.
III IV
Mit der Armbrust, mit den Rohren
Faßten sicher sie das Ziel,
Daß der Feind vor Wall und Thoren
Wie die Saat im Hagel fiel –
Und wann ging sie je verloren,
Diese Lust am Waffenspiel?
Thurm und Wall und Thore sanken
Allgemach in Schutt und Dunst,
Doch dem Wesen, den Gedanken
Blieb die alte Waffenlust!
Und das Herz des Frei und Franken
Pochte in der Bürgerbrust.
Aber auch die schlichten Wehren,
Die geschirmt der Väter Recht,
Hält nach gutem Brauch in Ehren
Heute noch ein treu Geschlecht.
Wie jetzt unsre Schießen lehren,
Gleichen friedlichem Gefecht!
Gilt es doch vor allen Dingen
Im zwar laubbekränzten Stand
Ehrenpreise zu erringen,
Üben dabei Aug' und Hand!
Sollt' an uns der Ruf erklingen:
Vorwärts! Für das Vaterland!
V VI
Halt! Germaniens Heldensöhne
Steh'n treu auf der Wacht am Rhein!
Daß es bis zum Belt ertöne:
"Vaterland magst ruhig sein"!
O wie herrlich, klingt das schöne,
Muß ein deutsches Herz erfreun!!
Nun bei uns in unserm Reiche,
Wo jetzt König Oskar thront,
Sei stets Lieb' und Freundschaft Zeuge,
Daß auch Frieden drinnen wohnt!
Hoch dem Königspaare! Steige
Weinrakete bis zum Mond!!!
Wer trägt zu des Festes Freude
Stets den größten Antheil bei?
Wer steht hilfreich uns zur Seite,
Ist der Schützensache treu?
Das sind uns're lieben Frauen,
Ihn'n gebührt ein dreifach Hoch!
Muthig laßt uns vorwärts schauen,
Alte Treu', du lebst ja noch!
Deutsche Schützen, deutsche Frauen,
Geht so weiter Hand in Hand!
Und dem Vorstand schenkt Vertrauen.
Gilde hoch! Hoch Vaterland!
Hurrah! Hurrah! Hurrah!     Hurrah! Hurrah! Hurrah!    
G. Rodigast.
B. Engau, Jena.

Quellen:
Text: Universitätsbibliothek Jena, Signatur: 8 Hist.lit.VI,138(38)
Melodiebeispiel: www.ingeb.org - Auf ihr Brüder, laßt uns wallen

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Jena, den 22. Mai 2006 -