Schützenadler

Tafellied
zum
362jährigen Stiftungsfeste
der
Schützengesellschaft Jena
am 3. Mai 1896.

Mel.: Strömt herbei, ihr Völkerschaaren etc.
Fünfzehn Hundert Vier und Dreißig
Leuchte heute, gold'ne Zahl,
Unsrer lieben Schützengilde
Flammend bei dem Stiftungsmahl.
Wie die Jahre auch verrannen
In den Strom der Ewigkeit,
  ||: Sie vergingen, wie sie kamen
  ||: Ebenso, wie jetzt die Zeit.
    Wie war's nun bei unsrer alten
Schützengilde, wie gestalt't?
Fest und treu zusammenhalten,
Wenn's für gute Zwecke galt!
Fragt man dann, wie ist das möglich
Für so eine lange Zeit?
  ||: Ja, sie pflegten ganz vorzüglich
  ||: Kam'radschaft und Einigkei!
III IV
    Wohl auch hatten unsre Ahnen
Oftmals einen schwerden Stand,
Schaarten sich um ihre Fahnen
Für ihr Heim und Vaterland,
Kämpften muthig für die Ehre,
Setzten Gut und Leben ein,
  ||: Auf dem Wall der Stadt zur Wehre
  ||: Mußte sonst ein Schütze sein!
    Wenn zu frohen Schützenfesten
Eilen weit und breit herbei
Aus dem Nord, Ost, Süd und Westen
Kameraden allerlei,
Üben sich in rechten Dingen,
Holen Preise, groß und klein,
  ||: Nur mit Münze gilt's beim Ringen,
  ||: Kann man jetzt ein Schütze sein.
V VI
    Schützenbrüder, nun die Bitte:
Unser Schießstand ist jetzt auf,
Pflegt den Sport – in unsrer Mitte,
Wer nicht schießet: Willkommen auch!
Kommt zu den Gesellschaftstagen,
Reger Antheil thut recht noth!
  ||: Dann verstummen viele Klagen,
  ||: Kommen endlich recht in's Loth.
    Aber nun zu unserm Throne,
Unserm lieben Königspaar,
König Wilhelm mit der Krone,
Fränzchen 's Diadem im Haar.
Heut' nach guter Schützensitte
Nehmet unsern Glückwunsch hin,
  ||: Hell tön' aus des Reiches Mitte:
  ||: König hoch!!! Hoch Königin!!!
(Tusch!)    
VII VIII
    Sieht man in die Zeitungsrunden,
Überall und oben an
Liest man von den Durchgangskunden
Hammerstein und Friedemann,
Nansen's Nordpolfahrt ausmalen,
Selle's bunte Phot'graphien,
  ||: Und nun erst die Röntgenstrahlen,
  ||: Die den Menschenleib durchglüh'n.
    Und dann kommt die Frauenfrage,
Welche jetzt Hauptbrennpunct ist,
"Recht und Stimme" alle Tage
Hab'n sie Alle, wie ihr wißt!
Die da gut im Haus regieren,
Liebend schaffen, stets voran,
  ||: Brauchen auch nicht zu studieren,
  ||: Die sind recht! Stoßt mit ihn'n an!
(Tusch!)    
(Ein dreifach donnerndes Hoch unsern lieben Frauen.)
IX  
    Glänze, wahre Festesfreude,
Glänze Allen hell und ganz!
Holder Friede, komm und breite
Segenbringend deinen Glanz
Über unsre liebe Gilde.
Laß sie blühen und gedeih'n,
  ||: Und des Hauptmann's Güt' und Milde
  ||: Mag noch lange uns erfreu'n!
(Tusch!)    
 
(Ein dreifach kräftiges Hurrah unserm lieben Hauptmann, Schützenmeister und Finanzminister.)
G. Rodigast.
Buchdruckerei B. Engau, Jena.

Quellen:
Text: Universitätsbibliothek Jena, Signatur: 8 Hist.lit.VI,138(30)
Melodiebeispiel: www.ingeb.org - Strömt herbei, ihr Völkerscharen

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Jena, den 22. April 2006 -