Schützenadler

Tafel-Lied
zur
358jähr. Stiftungsfeier
der
Schützen-Gesellschaft Jena
Sonntag, den 28. Februar 1892

Mel.: Wo Muth und Kraft etc.
Dreihundert acht und fünfzig Jahre schwanden
Im Strom der Zeit, ins Meer der Ewigkeit,
Wo wack're Bürger sich zusammenfanden,
Zum Schutz der Stadt zu kämpfen, gern bereit.
Das waren arge Zeiten,
Für Recht und Freiheit streiten
|: Wo auf dem Wall, erspäht vom Feind zum Ziel,
|: Manch' braver tapf'rer Bürgerschütze fiel!
Doch raffte sich das Volk mit Muth zusammen,
Zersprengt die Fesseln wilder Tyrannei,
Erstürmt die Burgen, übergiebt den Flammen
Das Räubernest, vorüber ist's, vorbei.
Und geh'st Du nun im Thale
Am kühlen Strand der Saale,
|: So kannst Du hoch auf steilen Bergeshöh'n
|: Ruinen stolz und kühner Burgen seh'n.
III IV
Genug davon! Kommt zu den bessern Jahren,
Da Friede kam in Stadt und Land herein,
Durch Übung nun, die schützte vor Gefahren,
Stellt man deshalb die Schützengilde ein.
Ein'n Schießstand, den sie haben
Am Pulverturm im Graben.
|: Da war's, wo Kurfürst Friedrich lieb und werth
|: Die Gilde Jena mit Besuch geehrt.
Wie anders ist's seit jener Zeit geworden.
Durch Kampf zum Sieg erstand ein deutsches Reich!
Im Süd und Ost, im Westen wie im Norden
Herrscht deutsche Einigkeit, sind wir alle gleich.
Folgt Rußland Frankreichs Triebe,
Dann giebt's mal deutsche Hiebe!
|: Durch Waffenbund sind wir jetzt so gestellt:
|: Wir fürchten Gott, sonst Niemand auf der Welt.
V  
Herr, woll'st uns lieber edlen Frieden geben,
Daß Handel blüh', Gewerbe mag gedeih'n.
Hilf jedem Stand, laß uns in Eintracht leben,
Mag Fürst und Volk sich dieses Segens freu'n!
Wir wollen mit Vertrauen,
Zum Herrscherthrone schauen.
|: Dreimal Hurrah! bringt Kaiser Wilhelm aus!
|: Heil Kaiser dir! Heil unserm Fürstenhaus!
(Nationalhymne!)
VI VII
Ein Schützenvolk, im festgeschmückten Saale,
Es feiert heut ein frohes Stiftungsfest.
Hell klingen Gläser, blinkende Pokale
Mit gold'nem Wein, der sich gern trinken läßt!
Der Toast, horcht zu ein wenig,
Gilt Gustav, unserm König!
|:Der uns regiert mit biederm Schützensinn –
|: Hoch König Dir! Hoch unsrer Königin!
(Tusch!)      
Wie schnell wird nun die liebe Zeit verfließen,
Der Frühling kommt, Der Schießstand ladet ein.
hlhausen ruft! Und auch das Bundesschießen
In Weißenfels! Nun da wird's schneidig sein!
Acht Tage nicht zu Hause!
Dann eine kleine Pause,
|: So fängt bei uns das Vogelschießen an,
|: Man glaubt es kaum, wie man's aushalten kann.
VIII IX
Kehrt nun auch wohl bei unsern lieben Frauen
Deßhalb einmal nicht gute Laune ein.
Könnt Kameraden, sicher darauf bauen,
Sie sind ja gut! Freu'n sich doch hinterdrein.
Nun tön' von Mund zu Munde
In uns'rer Tafelrunde
|: Ein Hoch den Frauen, die erschienen heut',
|: Ihn'n sei von uns ein volles Glas geweiht!
(Tusch!)      
Zuletzt nun soll ein donnernd Hoch erschallen,
Dem Vorstand, welcher uns so lieb und werth.
So auch den lieben Kameraden allen,
Durch die nach Außen wir geachtet, wir geehrt.
Den Schießsport hegen, pflegen,
Als Schützen sich bewegen:
|: Hoch Compagnie! Hoch Allen insgemein,
|: Wünsch Wachsthum Euch, ein Blühen und gedeih'n!
(Tusch!)      
G. Rodigast.
G. Neuenhahn Universitäts-Buchdruckerei Jena.

Quellen:
Text: Universitätsbibliothek Jena, Signatur: 8 Hist.lit.VI,138(21)
Melodiebeispiel: www.ingeb.org - Wo Muth und Kraft

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Jena, den 10. April 2006 -