Schützenadler

Fest-Gesang
bei der
dreihundertjährigen Jubelfeier
des
Vogelschießens
in Jena
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Gesungen am 23. May 1834.

Mel.: Wie wir so treu beisammen steh'n u.s.w.
(Text nach Theodor Körner: Trost - Ein Rundgesang)
Nun klinge hoch und hell empor
Du Schöner Festpokal:
Vereint ist Jena's Schützen-Chor
Zum frohen Brudermahl.
Wir feiern einen hohen Tag,
Den einst in grauer Zeit
– Daß sich der Enkel freuen mag –
Der Väter Sinn geweiht.
Als noch mit Waffen in der Hand
Und kriegerischer Wehr
Auf seinem Wall der Bürger stand,
Zu schützen Gut und Ehr',
Da sprach der Väter wackre Schaar:
Laßt stiften uns ein Fest,
Das späte Enkel Jahr für Jahr
Noch unsrer denken läßt!
III IV
Sie richten eine Stange auf,
Der Büchse fernes Ziel,
Und pflanzen hoch den Adler drauf,
Im bunten Farbenspiel;
Und wie nun laut die Büchse knallt,
Und wie der Stolze fällt,
So grüßt, daß rings die Flur erschallt,
ein Freudenruf den Held.
Auch bei des Spieles heitrer Lust
Bewahrten treu und gut
Die Väter in der deutschen Brust
Des Mannes Sinn und Muth.
Drum blieb uns, trotz der Zeiten Druck,
Das Fest als Eigenthum,
War immer deutscher Städte Schmuck,
War deutscher Bürger Ruhm.
V VI
Die vollen Gläser all' bereit,
Den Ahnen sey's gebracht!
Es werde ihrer fröhlich heut
Im Schützenkreis gedacht!
Wohl schwanden drei Jahrhundert' hin,
Viel Tage bös' und gut,
doch schwand nicht deutscher Bürgersinn,
Nicht männlich froher Muth!
Und hell aus froher Brust heraus
Erbrause der Gesang:
Er bringe Weimars Fürstenhaus
Der treuen Bürger Dank;
Was unsrer Väter Brust durchflammt,
Ihm töne unser Hoch!
Ihm, der durch Lieb' uns angestammt:
Heil unserm Großherzog!
VII VIII
Und sanken unsre Mauern ein,
Geschützt von Bürgerhand –
Noch gilt es treu und fest zu seyn
Für Fürst und Vaterland!
Auf! laßt uns muthig vorwärts schau'n
In eine beßre Zeit!
Sie kommt durch Liebe und Vertrau'n –
Ihr sey dieß Glas geweiht!
So wollen wir beisammen stehn,
Den wackern Vätern gleich,
Dann ist das Leben hell und schön,
Die Zeit an Freuden reich.
Erklinge, schöner Festpokal:
Es lebe deutsche Kraft,
Die Schützenfreunde allzumal,
Und Jena's Bürgerschaft!
IX  
Hoch lebe jeder liebe Gast
In unsrem frohen Kreis,
Und Jeder, der nach Müh' und Last
Sich auch zu freuen weiß;
Er kennt des Schützen wahres Ziel:
Brav, wie die Väter seyn,
Und sich im deutsam-edlen Spiel
Dem Guten fest zu weihn.
 
Wilh. Treunert

Quellen:
Text: Sonderdruck G. Neuenhahn, Stadtmuseum Jena
Melodiebeispiel: www.ingeb.org - Zu Mantua in Banden

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Jena, den 6. Februar 1998 -