Schützenadler
Kalender der Schützengesellschaft Jena

Schützenwoche in Jena
vom 30. August bis 2. September 1936

28. August: Schützenfest der Priv. Schützengesellschaft Jena von 1304
    Die Jenaer Schützen feiern ihr alther­gebrachtes Schützen­fest in diesem Jahre vom 30. August bis 2. September mit Schieß­wett­kämpfen und Geselligkeit im engeren Kreise der Kameraden. Der Rummel­platz­betrieb kommt diesmal in Wegfall. Gleichzeitig mit den Wett­kämpfen in den einzelnen Waffen­arten findet gemäß der Ueber­lieferung das Innungs­schießen um Zunftkette und Pokal statt. An dem Zunft­schießen beteiligen sich nur Mitglieder der verschiedenen Innungen, die weder einer Schützen­gesell­schaft angehören, noch einer solchen angehört haben und in Jena wohnen. Gegenwärtig ist Inhaberin von Zunft­kette und Pokal die Konditoren­innung. Am Sonntag nachmittag um 1,30 Uhr werden die Schützen ihren König abholen und zum Schützenhof hinausziehen, worauf das Fest eröffnet und mit dem Zunft­schießen begonnen wird, dem sich die Schieß­wett­kämpfe anschließen. Das Königs­schießen ist auf Dienstag nachmittag angesetzt. Am Mittwoch abend werden die Sieger in den Wettkämpfen und im Zunft­schießen bekannt­gegeben. Mit einem Familien­abend wird das Schützen­fest beschlossen.
2. September: Schützenfest
    Der "Regierungswechsel" - Heute Schluß der Schießwettkämpfe
    Das diesjährige Schützenfest der Privilegierten Schützengesellschaft Jena 1304 wird zwar unter den veränderten Verhältnissen ohne öffentliches Schaugepräge, jedoch nach überliefertem Schützenbrauch und im alten Geiste treuer Kamerad­schaft und deutscher Brüderlichkeit im engeren Kreise der Kame­raden und Gäste gefeiert. […] Schießwettkämpfe […] Zunftschießen […]
    […] vom Schützenmajor Willi Zippel […] eröffnet […] Schießwettkämpfen, die am Montag und Dienstag fortgesetzt wurden und heute, Mittwoch zu Ende geführt werden.
    Am Dienstag fand nach dem Königsfrühstück und dem Gedächtnisschießen zu Ehren der gefallenen und verstorbenen Kameraden das Königsschießen statt, das mit der Prokla­mation des neuen Schützen­königs den Höhepunkt des Festes erreichte. Gegen 6 Uhr abends verkündeten Böller­schüsse das Ergeb­nis: Den besten Schuß auf die Königs­scheibe (20er Ring­scheibe) hatte Kamerad Friedrich Klein­holz abgegeben, der vom Schützenmajor Zippel mit Glückwünschen feierlich zum König ausgerufen wurde. Darauf übergab der alte König Rudolf Großmann seinem Nachfolger die Insignien der Königswürde, wobei die üblichen Reden den "Regierungswechsel" begleiteten. Zum ersten Ritter wurde Kamerad Ewald Barthel und zum zweiten Ritter Kamerad Paul Tänzer ernannt. Die Schützen blieben dann noch lange in Gemütlichkeit und Frohsinn vereint.
3. September: Schützenfest der Privilegierten Schützengesellschaft Jena
    Gestern Mittwoch vereinigten sich die Schützen mit ihren Frauen und Gästen zu einem Familien­abend im "Schützen­hof", bei welcher Gelegenheit der Schützen­major die Sieger im Zunf­tschießen und in den Schieß­wett­kämpfen bekannt­gab und die Preis­vertei­lung vornahm.
    Als Sieger unter den Innungen ging diesmal die Glaserinnung hervor, die mit Zunftkette und Pokal aus­ge­zeich­net wurde. Bester Zunft­schütze war Bäcker­meister Franz Grosse.
5. September: Ausklang der Schützenwoche - Kameradschaft und Wehrgeist - Verbun­denheit von Hand­werk und Schützentum - Aus­zeich­nungen und Preise für die Sieger
    Die Privilegierte Schützengesellschaft Jena von 1304 hat ihr diesjähriges Schützen­fest, das wieder im Zeichen der Kamerad­schaft und Wehr­haftig­keit stand, zwar in einer gewissen Zurück­gezogen­heit gefeiert, sich aber doch ihre Volks­verbunden­heit erhalten, was der Verlauf der geselligen Veran­staltungen gezeigt hat.
    […]
    Die während des Festes ausgetragenen Schießwettkämpfe fanden mit der Sieger­bekanntgabe und der Preis­verteilung durch Schützen­major Zippel auf dem festlichen Familien­abend in der "guten Stube" des Schützen­hofes ihren Anschluß. Die alte freund­schaftliche Verbunden­heit zwischen Hand­werkern und Schützen hat durch die wieder­aufgenommene Über­lieferung des Zunft­schießens eine glück­liche Bestä­tigung gefunden. Dies kam durch die Anwesenheit des Kreis­handwerks­meisters Ernst Ortleb und des Geschäfts­führers der Kreis­handwerker­schaft, Diplom-Volkswirt Horst Ardey, sowie der Ober­meister der beteiligten 11 Innungen und zahl­reicher Hand­werks­meister zum Ausdruck. Der Schützen­major beglück­wünschte den Obermeister Hugo Pezold zu dem Siege seiner Glaser­innung im Zunft­schießen, die ihr verliehene Zunft­kette, das wertvollste Schmuck­stück aus dem Schatze der Schützen­gesell­schaft, solle er für die Innung ein Jahr lang tragen. Eine besondere Aus­zeich­nung ist dem Kameraden Johannes Rudolph zuteil geworden: Es wurde ihm für Höchst­leistung als Pistolen­schütze in den deut­schen Schützen­gesell­schaften - er hat auf 50 Meter Pistole - mit 15 Schuß 255 Ringe ge­schos­sen - vom Deut­schen Schützen­bund das Meister­schafts­abzeichen in Gold verliehen. Der Kreis­hand­werks­meister über­reichte dem Schützen­major als äußeres Zeichen der Kamerad­schaft die der dama­ligen "Innung der Wund­ärzte" von der "Confimirten Büchsen- und Schützen­gesell­schaft" (früherer Name der Privil­egierten Schüt­zen­gesell­schaft) am 6. Mai 1834 verliehene Ehren­mitglied­schafts­urkunde. […]
    Die Kampfergebnisse der Schützenwoche sind folgende:
    Zunftschießen: Erster Sieger und Gewinner der Zunftkette und Zunftpokal die Glaser­innung mit 357 Ringen. Bester Schütze von allen Zunftkameraden: Bäcker­meister Franz Grosse mit 152 Ringen, der Glaser­innung: 1. Schmidt mit 127 Ringen, 2. Kurt Uhrlau 115 Ringe, 3. Karl Fuchs 115 Ringe. Zweiter Sieger: die Bäcker­innung mit 335 Ringen, dritter Sieger: die Schuh­macher­innung mit 314 Ringen. Es folgen die Friseure, Elektro­installa­teure, Klempner, Maler, Schneider, Zimmerer, Maurer und Banda­gisten.
    Meisterschießen: 175 Meter Freihand: 1. Max Schönfeld 48 Ringe, 2. Karl Bicking 44, 3. Friedrich Kleinholz 39. 175 Meter Auflage: 1. Friedrich Kleinholz 56 Ringe, 2. Oskar Martin 55, 3. Paul Apel 54. 50 Meter Pistole: 1. Johannes Rudolph 56 Ringe, 2. Fritz Funk 56, 3. Fritz Köbrich 51. 50 Meter Klein­kaliber: 1. Walter Jahn 53 Ringe, 2. Karl Bicking 51, 3. Fritz Zeine 50.
    Ehrensterne: Helbig-Stern 175 Meter Auflage: Gewinner Fr. Bauer mit 197 Ringen. Grellmann-Stern 50 Meter Pistole: Gewinner Johannes Rudolph mit 228 Ringen. Hartung-Stern 175 Meter Auflage: Gewinner Edm. Bauer mit 216 Ringen.
    Kleinholzpreis: 2 Schuß Freihand, 2 Schuß Auflage: Gewinner Otto Tittelbach mit 65 Ringen.
    Schwarzpreis: 50 Meter Kleinkaliber: Gewinner Jahn, 148 Ringe.
    Kartonpreis: Gewinner Paul Schnerr mit einem 2083-Teiler.
    Goldene Meisterschaft des Deutschen Schützen­bundes auf Pistole: Johannes Rudolph 255 Ringe.

Quellen: /JV/ - 1936, /JZ/ - 1936

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Jena, den 22. Mai 2015 -