Schützenadler
Kalender der Schützengesellschaft Jena

Große Schieß-Sport-Woche in Jena
vom 31. August bis 8. September 1935

12. August: Große Schieß-Sport-Woche in Jena vom 31. August bis 8. September
    Die Privilegierte Schützengesellschaft von 1304 feiert ihr diesjähriges Schützenfest vom 31. August bis 8. September in Gestalt eines in großem Stile aufgezogenen Volksfestes und Schießwettkampfes auf der Festwiese und dem Schießgelände in der Schützenhofstraße, zu dem sie die ganze Bevölkerung von Jena und Umgegend einlädt. Zum ersten Male wird in unserem lieben Jena ein sämtliche Schieß­sport­waffen umfassender Großkampf von allen Formationen, Verbänden, Innungen, Vereinen, Jägern und Bürgern ausgetragen. Allen schießfreudigen Volksgenossen steht wieder die Teilnahme an den Schieß­kämpfen mit den Waffen der Schützen­gesell­schaft offen. Im Mannschafts- und Einzelkampf - alle Schei­ben können beschossen werden - sollen sich die Kräfte in diesem männlichen, wehrhaften Sport messen. Den erfolgreichen Schützen winken Siegerkränze auf Meisterschaften, Wertpreise und die Meisterschützentitel auf Kleinkaliber, Wehrmann, Standscheibe, Jagdscheibe usw. Meisterschütze wird derjenige Schütze, der auf einer Scheibenart das höchste Ergebnis auf Meisterschaft erzielt. Er erhält den Titel "Meisterschütze der Festwoche 1935" auf Wehrmann usw. und eine Medaille. Geschossen wird nach den Bestimmungen des Deutschen Schützenbundes und der Deutschen Jägerschaft. Also auf zur Schiesportwoche unter dem Motto: "Ueb' Aug' und Hand für's Vaterland!" /JV/JZ/
28. August: Die Schießsportwoche in Jena
    Die Schießwettkämpfe in der Festwoche der Privilegierten Schützengesellschaft Jena vom 31. Au­gust bis 8. September kommen mit einer außergewöhnlich starken Beteiligung aller Forma­tionen, Ver­bände und Ver­eine zur Durch­führung. Heiß dürften die Kleinkaliber-Mannschaftskämpfe werden, da hier die Formationen ihre besten Leute herausstellen. Bei den Einzelkämpfen wird die Schießsportwoche die besten Schützen Jenas in den verschiedenen Waffen ergeben. Der Schießplan ist in großen Zügen folgender:
    Kleinkaliber: 1. Mannschaftskämpfe: Mannschaften von 5 Schützen, von denen jeder 15 Schuß (je 5 stehend, kniend, liegend freihändig) abgibt. 2. Einzelmeisterschaft: 15 Schuß in 3 Stellungen. 3. Meister­serien: 5 Schuß stehend freihändig. - Wert- und Geldpreise.
    Zunftschießen: Die beteiligten Jenaer Innungen stellen Mannschaften von 3 Schützen. Jeder 10 Schuß stehend aufgelegt mit dem Wehrmanngewehr.
    Wehrmann, 175 Meter Freihand, Pistole und Jagdscheibe: Hier wird u.a. der "Meisterschütze der Festwoche" aus den Kämpfen ermittelt.
    Hunderte von Schützen werden um die höchste Leistung ringen. Die reibungslose Durchführung des Schießens ist organisatorisch durch Heranziehung der Kameraden der Privilegierten Schützengesellschaft gewährleistet. Für die Kleinkaliberstände sind 8 neueste Pritschen angebracht, die an einem Stand bequem die Schußabgabe in stehender, kniender und liegender Stellung ermöglichen. /JV/
30. August: Schützen- und Volksfestwoche in Jena
    Die Privilegierte Schützengesellschaft Jena von 1304 hat zu dem diesjährigen Schützen- und Volks­fest, das vom 31. August bis 8. September auf ihrem Schießgelände und dem Festplatze in großem Stil veranstaltet wird, die gesamte Bevölkerung von Jena und Umgegend eingeladen. Sie gibt dadurch zu erkennen, daß sie sich mit ihrem wehrsportlichen und kameradschaftlichen Bestrebungen in den Dienst des Wehrgedankens und der Volksgemeinschaft im Sinne unseres Führers stellt. Die alte Tradition der Schützengesellschaft und der neue Geist im deutschen Volke sind vereint.
    Auf die erstmalig im Rahmen der Festwoche auf breitester Grundlage organisierten Schieß­wett­kämpfe (Preis­schießen, Mannschaftskämpfe, Meisterschafts-, Jagd- und Zunftschießen) in allen Schieß­sport­waffen der Schützen­gesell­schaft sei nochmals hingewiesen.
    Neben diesem ernsten Ringen Der Schützen um die Siegerkränze und Meisterschaften sollen auch der Frohsinn und die Gemütlichkeit durch eine reichhaltige Festfolge (Familien-Nachmittage und Abende, Konzert und Tanz in den Bierzelten, Kinderfest der gesamten Jenaer Jugend, Prachtfeuerwerk usw.) zu ihrem Rechte kommen. Auf der Festwiese ist noch für Schaustellungen, Sehenswürdigkeiten und Volks­belusti­gungen aller Art gesorgt. Das Fest wird morgen Sonnabend, mit der Eröffnung des Rummel­platzes (nach­mittags) und dem Zapfenstreich durch die Stadt vom Markt aus (abends) beginnen. Das Nähere ist aus den Plakaten und Anzeigen zu ersehen. /JV/JZ/
2. September: Das Jenaer Schützen- und Volksfest
Der Auftakt und Beginn der Schießwettkämpfe
    Unser Jena steht diese ganze Woche im Zeichen der Schützen. Feiert doch die Privilegierte Schützen­gesell­schaft von 1304 ihr altgebräuchliches Schützenfest, an dem wie immer die gesamte Bevöl­kerung Anteil nimmt. Es ist also ein richtiges Volksfest. Aber diesmal widmen sich die Schützen­kameraden nicht allein dem Schieß­sport, geht es ihnen auch nicht nur darum, den neuen Schützen­könig zu erküren. Die Schützen­gesell­schaft entschloß sich vielmehr, wie schon bekannt, zu einer zeitgemäßen Neuerung, die dem deutschen Wehrgeist dient und den erwarteten Anklang gefunden hat. Der für alle Formationen, Verbände, Vereine und Innungen offene Schießwettkampf in allen Waffen hat bereits am Sonntag nachmittag auf den Schießständen der Schützengesellschaft bei guter Beteiligung begonnen. Im übrigen kann jeder Volksgenosse an dem Schießen teilnehmen.
    Den Auftakt bildete am Sonnabend der Zapfenstreich mit Fackelzug. Gegen 7 Uhr abends versam­melten sich die Schützen in der Gastwirtschaft ihres Kameraden Karl Bicking auf dem Markt zu einem kleinen Abendschoppen. Inzwischen war die durch die Trommler der Schützengesellschaft verstärkte Standartenkapelle eingetroffen, die unter der Leitung des Musikzugführers Köcher spielte. Dann erging der Befehl: Antreten! Der Schüt­zen­haupt­mann Bicking meldete die Kompanie dem Schützen­major Zippel, der nach dem Anzünden der Fackeln kommandierte: Still­gestanden! Zapfen­streich, marsch! Nun zogen die Schützen, an der Spitze die knallrot uniformierten Zieler, dahinter Schützenhauptmann Bicking und Adjutant Bennin, unter den fröhlich beschwingten Klängen des Marsches "Ein Jäger aus Kurpfalz" durch die Straßen der Stadt nach dem Schützenhof.
    Am Sonntag traten in der Mittagsstunde die Schützen im "Weimarischen Hof" an. Um 1 Uhr wurde der Schützenkönig Paul Apel in der Krautgasse abgeholt. Darauf ordneten sich die Schützen mit den Kameraden von Kyffhäuserbund usw. zum Festzug, der sich unter klingendem Spiel nach dem Fest­platze bewegte.
    Auf der Festwiese, über der hell und warm die Sonne strahlte, entwickelte sich in den schattigen Bier­zelten, in der originellen Berliner Bauern­schänke, bei misi­kalischer Unter­haltung und Tanz im Schüt­zen­hof-Saal beim Volks­ball, in den verschie­denen Schau­buden, auf den Luft­schaukeln und Karussells, in den Schieß­hallen, im Hippodrom, an den Schieß­ständen usw. ein buntes Leben und Treiben. In der Volksmenge tauchten auch die Schützen in ihren grünen Hüten mit den weißen Federstutzen auf. Der Trubel und Lärm in der Budenstadt dauerte bis in den späten Abend hinein. /JV/
3. September: Das Schützen- und Volksfest
mit seinen verschiedenen Veranstaltungen geht weiter. Die Beteiligung der SA.-Formationen, Wehr­ver­bände, Krieger­vereine usw. an den Schieß­wett­kämpfen ist gut.
    Der Schützenkönig "Seine Majestät" Paul hatte am Sonntag bei seiner Abholung zum Festzug seinem Major, seinem Hauptmann und seinen Rittern einen goldenen Orden am grünen Bande "huld­voll ver­liehen".
    Heute Dienstag vormittags vereinigten sich die Schützenkameraden zum Königsfrühstück in der Schießloge. Daran schloß sich das feierliche Gedächtnisschießen für die gefallenen Kameraden, wobei Schützenmajor Zippel die Gedenkrede hielt.
    Auf das morgen (Mittwoch) stattfindende Kinderfest für die gesamte Jenaer Jugend sei beson­ders hin­ge­wiesen. Der "Onkel aus Amerika" wird kommen und den Kindern mancherlei Über­raschun­gen mit­brin­gen. /JV/
4. September: Höhepunkt des Schützenfestes
    Die Schützenfestwoche der Privilegierten Schützengesellschaft Jena von 1304 ereichte ihren fest­lichen Höhe­punkt mit dem am Dienstag vormittag in der Schießloge abgehaltenen
            Königsfrühstück
das der nur noch einige Tage "regierende" Schützenkönig seinen Kameraden gab. Der Einladung waren auch einige Ehrengäste gefolgt. Der Schützenmajor Zippel begrüßte zunächst den Schützenkönig, die Ehrengäste und dann die Kameraden und die Presse. Darauf hielt der mit den Insignien seiner Würde geschmückte Schützenkönig Paul Apel seine letzte "Thronrede", die einen Rückblick und Ausblick enthielt. "Wir wollen", so führte er aus, "mit froher Zuversicht der Zukunft entgegensehen. Ich bin überzeugt, daß die Schützengesellschaft weiter blühen und erstarken wird, wenn sich alle Kameraden ihrer Pflichten stets bewußt bleiben." Anschließend verlieh der Schützenkönig in Anerkennung ihrer Verdienste dem Major Zippel, dem Hauptmann Bicking und seinen beiden Rittern Tänzer und Börner das Ehrenkreuz der "Treuen Vereinigung" als ein Symbol der Erinnerung an das Königsjahr 1934/35, das Jahr der Vereinigung aller Jenaer Schützen. "So lassen Sie uns denn vereint den edlen Schießsport weiter pflegen, getreu dem Spruch: Üb' Aug' und Hand für unser Vaterland! Möge echte deutsche Kameradschaft uns immer enger zusammenschweißen für unser geliebtes Vaterland und unseren Führer Adolf Hilter!"
    Im Verlaufe des Beisammenseins stiegen noch manche frohlaunige Ansprachen, die von einem vor­züg­lichen Konzert des Köcher-Orchesters, melo­dischen Gesangs­vor­trägen (Opernarien, Schwarz­wald­lied usw.) des Schützen­bruders Brischle und gemein­schaft­lichen Liedern umrahmt wurden. Schützenmajor Zippel brachte Trinksprüche auf die Schützenfrauen und unser liebes Jena aus. Fabrikdirektor Fieseler wies auf die volksgemeinschaftbildende Kraft der alljährlichen Schützenfeste und die sich in der Schüt­zen­bruder­schaft auswirkende soziale Gesinnung sowie auf dem im Dienste des Wehr­ge­dan­kens ste­hen­den Schieß­sport hin. Er trank auf das weitere Wachsen, Blühen und Gedeihen der Pri­vile­gierten Schüt­zen­gesell­schaft Jena. Kamerad Riedel feierte den Schützenkönig Apel sowie seine Gattin, dankte ihm für seine "glorreiche Regierung" und schloß mit einem "Gut Schuß, Heil!" auf die Schützengesellschaft.
            Ehrungen
    Kreissportleiter Schönfeld gab im Namen des Deutschen Schützenbundes die Ehrungen bekannt. Die Privilegierte Schützengesellschaft Jena von 1903 hat in Anerkennung der vorzüglichen Leistungen beim Kampfschießen (3016 Ringe) das Diplom der Kreismeisterschaft und den Ehrennamen "Fuchsturm-Kreis" erhalten.
    Mit dem Ehrenabzeichen als Kreismeister wurden ausgezeichnet: Schützen: 1. Max Schönfeld (Stand), 2. Johannes Rudolph (Pistole), 3. Fritz Bauer (Wehrmann), 4. Alwin Braune (Kleinkaliber). Jungschützen (Kleinkaliber): 1. Heinz Bohne, 2. Otto Bennin, 3. Erich Barthel, 4. Hans-Joachim Heinicke, 5. Erich Wolf.
    Der Schützenmajor Zippel sprach dem Kreissportleiter den Dank der Schützengesellschaft aus. Der Adjutant Bennin hob hervor, es sei das erstemal, daß die Jungschützenmannschaft, die unter 18 Jahren stehe, solche Leistungen errungen habe. Oberschützenmeister Bauer betonte, daß die Leistungen der Jungschützen um so höher zu bewerten seien, als sie nur ein sechswöchiges Training durchmachen konnten.
    Nachdem noch der Major dem Hausmeisterpaar für treue Dienste gedankt hatte, wurde vom Haupt­mann Bicking das Schluß­wort gesprochen. Nach der Ver­schmel­zung der Schar­fschüt­zen mit der Schüt­zen­gesell­schaft dürfe nichts mehr die Kame­raden tren­nen. Dieses Gelöb­nis werde heute feier­lich abge­legt. Sein Sieg-Heil auf den Führer wurde begeistert aufgenommen. Mit dem Absingen der National­lieder klang das Früh­stück aus.
    Gegen ½2 Uhr nachmittags versammelten sich die Schützen mit ihren Gästen zum
            Gefallenen-Gedächtnisschießen
Als die Schützen in Reih und Glied angetreten waren, gedachte der Major Zippel in kameradschaftlicher Liebe und Treue der Schützenkameraden, wie der zwei Millionen deutscher Männer, die im Weltkriege ihr Leben für Heimat und Vaterland geopfert haben.
    Nach einer Minute stillen Gedenkens übernahm der Oberschützenmeister Bauer die Leitung des Schießens. Auf das Kommando "Feuer!" hallten die Donnerschläge von drei Ehrensalven über die Hügel des Schießgeländes hinaus. Dann wurden die Schießkämpfe bis 4 Uhr nachmittags fortgesetzt und anschließend die Zelte und Buden auf der Festwiese besucht. /JV/
4. September: Schießsportwoche in Jena
    Die Wettkämpfe im Schießen während der Jenaer Schützenfestwoche, die zur Teilnahme für alle Volksgenossen offen sind, setzen am Sonntag und Montag in voller Stärke ein. In dem Kampfe um die Meisterschaft der Festwoche gingen bisher als Kranzsieger hervor:
            Kleinkaliber
    Goldene Kränze: Fritz Zeine 152 Ringe, Walter Pötsch (Stadtroda) 151 Ringe, Wilhelm Reuter 150 Ringe.
    Silberne Kränze: Paul Nässe 146 Ringe, Alfred Jahn 142 Ringe.
    Grüne Kränze: Wimmer 139 Ringe, Paul Hellmuth 138 Ringe, Paul Martin 136 Ringe, Ernst Kuhn 136 Ringe, Paul Hartmann 135 Ringe, Paul Nässe 132 Ringe, Hermann Ellmer 130 Ringe, Volland Arpert 130 Ringe, Hugo Woschny 130 Ringe.
            Wehrmann
    Silbernen Kranz: Pötsch (Stadtroda) 199 Ringe. 175 Meter Freihand: Grünen Kranz: Max Schönfeld 170 Ringe.
    Der Montag brachte eine noch stärkere Beteiligung als der Sonntag. Heute Mittwoch finden Innungskämpfe statt.
    Die endgültigen Ergebnisse und die Siegerehrung werden am Sonntag abend nach Schluß des Schießens im Festzelt bekanntgegeben. /JV/JZ/
5. September: Das Kinderfest der Schützen
    Den gestrigen Mittwoch ihrer Schützenfestwoche hatte die Privilegierte Schützengesellschaft den Kindern gewidmet, die dem Lockruf "Hurra, der Onkel aus Amerika ist da!" in hellen Scharen gefolgt waren. Natürlich mit Erlaubnis der Eltern, die aber gern in den Geldbeutel griffen und das kleine Opfer für die Finanzierung des Kinderfestes aufbrachten, um ihren Lieblingen die Freude zu ermöglichen. Gegen 2Uhr nachmittags sammelten sich die Kleinen unter Betreuung ihrer Mamas und Omas oder älteren Geschwister auf dem Markt, wo die Schützen mit der Standartenkapelle schon auf sie warteten. Auch Onkel Sam aus USA., an dem Kotelettenbart und dem grotesken Anzug erkenntlich, war inzwischen mit seinen kohlrabenschwarzen Begleitern im Kraftwagen eingetroffen. Wie die "Fama" berichtet, sollen diese amerikanischen Herren aber nicht echt, sondern der Schauspieler "Wuppdich" und zwei Musikanten aus einer Weinstube in der Jenergasse gewesen sein. Doch die Kinder, denen sie Spaß machten, schienen keine Zweifel zu hegen. Als alle da waren, wurde der Zug geordnet, der sich dann unter den Marsch­klängen der Kapelle und dem Jubel der Kinder durch die Straße der Stadt nach dem Schüt­zen­hof bewegte. Auf der Festwiese angekommen, wurden den Kindern vom Onkel die versprochenen Geschenke verabreicht. Dann verstreute sich die Gesellschaft über die Budenstadt, in der die Kinder ihr "blaues Wunder" erlebten. Auf den Schaukeln und Karussells, in den Schaubuden, vor den Ständen mit Schoko­laden, Konfi­türen, Eis­waffeln und sonstigen Süßig­keiten, an den Glücks­rädern usw., überall waren sie anzu­treffen. Bei Anbruch der Dunkel­heit wurden die Kleinen, die einige fröh­liche Stunden genossen hatten, von ihren Beschützern wieder heim­gebracht. /JV/JZ/
6. September: Schützen- und Volksfest-Woche
    Die Schießwettkämpfe brachten am Mittwoch das Zunft- und Jagdschießen, das sich einer starken Beteiligung aus den Kreisen der Innungen und der Jägerschaft erfreute. Die Wettkämpfe auf die übrigen Scheiben fielen an diesem Tage aus. Am Donnerstag wurden die Schießwettkämpfe fortgesetzt. Durch das am Abend bei Eintritt der Dunkelheit auf dem Festplatze abgebrannte prachtvolle Feuerwerk hatte das Vergnügungsleben in der Budenstadt neuen Auftrieb erhalten. Von den Festteilnehmern wird über die schlechte Straßenbeleuchtung in der Umgebung der Festwiese (Dornburger Straße, Verbindungsweg zwischen Versorgungshaus und Schützenhof usw.) geklagt.
    Heute Freitag hat die Privilegierte Schützengesellschaft mit ihrem diesjährigen Königsschießen begonnen. Die Proklamierung des neuen Schützenkönigs wird der Einwohnerschaft durch Böllerschüsse verkündet. Gegen 7 Uhr abends findet die feierliche Einholung des neuen Königs statt, der dann in geschlossenem Zuge der Schützenkameraden mit klingendem Spiel nach dem Schützenhofe geleitet wird. Am Abend werden sich die Schützen mit ihren Frauen und Gästen im Saale des Schützenhofes beim "Deutschen Tanz" vereinigen. /JV/
7. September: Der neue Schützenkönig
    Das diesjährige von der Privilegierten Schützengesellschaft Jena von 1304 am Freitag im Rahmen der Schützen- und Volksfest-Woche durchgeführte Königsschießen brachte folgendes Ergebnis:
    König: Kaufmann Rudolf Großmann (der den besten Schuß auf die Königsscheibe abgab)
    1. Ritter: Dentist Heinrich Möhring
    2. Ritter: Bauunternehmer Albert Kister (die nächstbesten Schützen).
    Die "Königsproklamation" wurde zwischen 6 und 7 Uhr durch Salutschüsse, die vom Schützenhof aus weit über das Saaletal dröhnten, der Bevölkerung Jenas verkündet. Der "Thronwechsel" hatte sich unter dem üblichen Zeremoniell vollzogen.
    Nach 7 Uhr abends wurde der neue König von den Schützen in dessen Wohnung am Steinweg feierlich eingeholt und darauf im geschlossenen Zug (voraus die knallrot uniformierten Zieler, an der Spitze die Schützenfahne, dahinter die Standartenkapelle, dann der König mit seinen Rittern, der Schützenmajor mit seinem Adjutanten und schließlich die Schützen in ihren grünen Hüten mit den weißen Federstutzen) unter klingendem Spiel nach dem Schützenhof geleitet. Im Saale des Schützenhofes hatte sich die Schützengesellschaft mit den Schützenfrauen und Gästen beim Deutschen Tanz vereinigt.
    Morgen Sonntag gegen 1 Uhr nachm. wird sich der Festzug mit dem neuen König durch die Stadt nach dem Festplatz bewegen. Nach Schluß der Schießwettkämpfe findet im Festzelt die Bekanntgabe der Sieger, die Preisverteilung und die Proklamation der "Meisterschützen der Festwoche 1935" statt. /JV/JZ/
9. September: Das Schützen- und Volksfest
der Privilegierten Schützengesellschaft Jena von 1304 nahm am Sonntag sein Ende. Auf dem Schützen­hofe herrschte ein reger Schieß­betrieb, da die Schluß­wett­kämpfe ausgetragen wurden. Am Nachmittag zwischen 1 und 2 Uhr bewegte sich ein stattlicher Festzug mit dem neuen König Rudolf Großmann unter dem klingenden Spiel der Standartenkapelle nach dem Festplatze. Die Jenaer aller Volkskreise, Familien mit Kind und Kegel, Erwachsene und Jungvolk, strömten hinaus. In der Budenstadt entwickelte sich bald ein bunter Vergnügungstrubel. Im Saale des Schützenhofes drehten sich die Paare im deut­schen Tanz. Drunten im Festzelt wurde von einer Bayernkapelle ebenfalls munter zum Tanze auf­ge­spielt.
    Die Beteiligung der Einwohnerschaft erfüllte diesmal nicht ganz die Erwartungen des ambulanten Gewerbes, was wohl außer den wirtschaftlichen Gründen auf die weite Entfernung der Festwiese zurückzuführen sein dürfte. In den späteren Abendstunden verflüchtigten sich die Besucher immer mehr. Als die letzten Lichter erloschen, war auch das schöne Fest vorbei.
            Die Meisterschützen
    Aus den Wettkämpfen der Schießsportwoche sind als "Meisterschützen der Festwoche 1935" hervorgegangen:
    1. Fritz Zeine (Stand)
    2. Johannes Rudolph (Pistole)
    3. Karl Bicking (Wehrmann)
    4. Albin Braune (Kleinkaliber)
    5. Hans Bicking (Kleinkaliber-Jungschütze). /JV/JZ/
9. September: Die Jenaer Schießsportwoche
    Die schießsportlichen Wettkämpfe, die von der Privilegierten Schützengesellschaft Jena 1304 im Rahmen der Festwoche auf ihrem Schießgelände veranstaltet wurden, haben am Sonntag ihren Abschluß gefunden. Die Teilnahme an den Schießwettkämpfen, die unter der Leitung des Ober­schützen­meisters Fritz Bauer nach den Bestimmungen des Deutschen Schützenbundes und der Deutschen Jägerschaft zum Austrag kamen und allen Formationen, Verbänden, Vereinen, Innungen, den Schützen und der Jägerschaft sowie den sonstigen Volks­genossen offen standen, war stark. Zahlreich waren Schützendes Fuchsturm­kreises des Thüringer Schützen­bundes dessen Sitz Jena ist, auch aus Stadtroda, Lobeda, Dornburg, Hermsdorf und Eisenberg (sogar in einer Stärke von 45 Mann) gekommen, um ihren kamerad­schaft­lichen Geist zu bekunden. Auswahl­mann­schaften der SA.-Standarte, des Kyff­häuser­bundes, der Jenaer Innungen usw. standen in edlem Wettkampf." Die vollständige Gestaltung Gestaltung des Schießplanes führte zu einem vollen Erfolg. Es wurden beachtliche Leistungen vollbracht. Nach vorläufigen Schätzungen sollen etwa 8000 bis 9000 Schuß abgegeben worden sein. Diese Schießsportwoche hat klar gezeigt, daß der auf dem Wehrgedanken beruhende Schießsport sich im Volke durchgesetzt hat und Allgemeingut geworden ist. Dieses erfreuliche Ergebnis wird der Schützengesellschaft ein Ansporn sein, in der schießsportlichen Erziehung und wehrhaften Ertüchtigung des Volkes fortzufahren.
    Nach Beendigung des Schießens, gegen 7½ Uhr, fand in der Schützenloge die Bekanntgabe der Ergebnisse, die Siegerehrung und die Preisverteilung (es waren wertvolle Luxus- und Gebrauchs­gegen­stände, namhafte Geld­beträge und Diplome als Preise ausgesetzt) und die Prokla­mation der Meister­schützen statt. Der Schützen­major Zippel begrüßte den neuen Schützen­könig Rudolf Groß­mann und dessen Gemahlin mit einem drei­fachen "Gut Schuß, Heil" und führte dann aus: Diese Schieß­sport­woche sei von der Privile­gierten Schützen­gesell­schaft im großen Stil und in einer Weise durchge­führt worden, wie es ganz Thüringen noch nicht erlebt habe. Durch die Beschaffen­heit der Schieß­stände, die als die besten in Mittel­deutsch­land gälten, seien alle Voraus­setzungen für einen erfolg­reichen Verlauf der Schieß­wett­kämpfe gegeben gewesen. Das in alle Sport­waffen ausgetragene Wett­kampf­schießen habe die Schützen­gesell­schaft als Volks­schießen aufge­zogen, um den Schieß­sport­geist in die breite­sten Kreise der Bevölke­rung hinein­zutragen und dem Wehr­gedanken zu dienen. […]
    Um 8½ Uhr wurde im Festzelt die Ehrung der Sieger im Zunftschießen und die Verteilung der Preise in Anwesenheit des Stellvertreters des Kreishandwerksmeisters Ortleb und des Syndikus der Kreishandwerkerschaft, Diplom-Kaufmann Arthey, vorgenommen. Schützenmajor Zippel bedauerte die verhältnismäßig schwache Beteiligung der Innungen am Zunftschießen währen dieser Schießsportwoche und gab der Erwartung Ausdruck, daß sie im nächsten Jahre die Scharte auswetzen werden. Den Sieg hat diesmal die Konditoren-Innung errungen. Es ging um Zunftkette und Pokal. Als Zweitbeste hat sich die Wagner-Innung erwiesen, die schon beim vorjährigen Schießwettkampf die Zunftkette erstritt. Obermeister Ernst Ortleb versprach als Vertreter des Kreishandwerksmeisters, darauf hinzuwirken, daß sich die Innungen das nächste Mal restlos an den Schießwettkämpfen beteiligen werden, beglückwünschte die Konditoren-Innung zu ihrem Siege und brachte auf sie ein Hoch aus, in das die anwesenden Innungsmeister freudig einstimmten. Damit war die Feier der Preisverteilung beendet. /JV/JZ/
10. September: Die Jenaer Schießsportwoche - 14.000 Schuß – 400 Schützen
    Die Schießwettkämpfe, die im Rahmen der Festwoche der Privilegierten Schützengesellschaft Jena am Sonntag beendet wurden, brachten folgende Ergebnisse:
            Meister der Festwoche
    Wehrmann 175 Meter Karl Bicking 218 Ringe
    Stand 175 Meter Fritz Zeine 215 Ringe
    Pistole 50 Meter Johannes Rudolph 235 Ringe
    Kleinkaliber 50 Meter Albin Braune 156 Ringe
    Kleinkaliber (Jungschütze) 50 Meter Hans Bicking 125 Ringe
    Auf Stand 1{7}5 Meter erreichte Max Schönfeld die gleiche Leistung wie Fritz Zeine, bei welchem aber die Ringzahl des letzten Schusses höher war.
            Mannschaftskampf Kleinkaliber
    Bedingungen: Mannschaften von 5 Schützen, jeder 15 Schuß (5 stehend, 5 knieend, 5 liegend) auf 12er Ringscheibe 50 Meter.
    1. Sieger: Mannschaft der Standarte 235 mit 672 Ringen. Helm. Vogel 157, Fritz Zeine 141, Walter Pötsch 134, Wilhelm Reuter 131, O. Blaubach 109 Ringe.
    2. Sieger: Kameradschaft ehemaliger 94er mit 641 Ringen. Karl Bicking 150, Fritz Bauer 114, Edwin Heinz 137, Otto Schmidt 118, Armin Schwarz 122 Ringe.
    3. Sieger: Motorsturm 3/M 42 Reservetrupp mit 613 Ringen.
    Außer Wettbewerb schoß die Mannschaft der Kleinkaliberabteilung der Priv. Schützengesellschaft das vorzügliche Ergebnis von 698 Ringen; im einzelnen: Alfred Jahn 149, Heinrich Adler 137, Paul Martin 144, Willi Kirchner 135, Paul Hartmann 133 Ringe.
            Zunftschießen
    1. Sieger: Konditoreninnung mit 447 Ringen. Kirchhoff 155, Heinz 152, Sperling 144 Ringe.
    2. Sieger: Wagnerinnung mit 426 Ringen. Wimmer 159, Knabe 150, Thyrolf 117 Ringe.
    3. Sieger: Bildhauerinnung mit 414 Ringen. Pflügner 151, Späte 136, Bock, Franklin 127 Ringe.
    Die Reihenfolge der übrigen Innungen: Friseure 412, Glaser 405, Maler 402, Elektromeister 360, Bäcker 333, Schlosser 325, Schneider 295, Schuhmacher 276, Klempner 211 Ringe.
    Gewinner der Zunftkette für 1935/36 ist demnach die Konditoren­innung. Den von der Kreis­hand­werker­schaft Jena gestif­teten Ehren­preis errang mit 159 Ringen Stell­macher­meister Wimmer, der Preis für den besten Schützen der siegenden Zunft­mann­schaft, der von der Wagner­innung Jena gestiftet wurde, fiel Konditor­meister Kirchhoff mit 155 Ringen zu. {Die Zunftkette wurde dem Konditormeister Willi Zippel überreicht. Der feierlichen Ehrung wohnten der stellvertretende Kreishandwerksmeister Ortleb und der Syndikus der Kreishandwerkerschaft, Diplom-Volkswirt Ardey, bei.}
            Jagdschießen
    Dieses wurde am Mittwoch der Sport­woche unter sehr starker Beteili­gung in Form eines Pflicht­schießens auf die Wild­scheiben und auf Ton­tauben von der Jäger­schaft des Kreises Stad­troda-Jena unter Leitung des Kreis­jäger­meisters Spindler-Gniebsdorf durch­geführt.
            Sieger auf "Meister"
    Bedingungen: Kleinkaliber 5 Schuß stehend; Stand, Wehrmann und Pistole 3 Schuß stehend; 175 Meter Auflage 3 Schuß.
    Kleinkaliber: 1. Zeine 54, 2. Braune 53, 3. Reuter 52 Ringe.
    Stand Freihand: 1. Bicking 51, 2. Schönfeld 47, 3. Heyne 47 Ringe.
    Wehrmann: 1. Bauer 49, 2. Pötsch 46, 3. Reuter 46 Ringe.
    Pistole: 1. Rudolph 51, 2. Bohne 49, 3. Schröder 46 Ringe.
    175 Meter Auflage: 1. Heinz 58, 2. Hundertmark 57, 3. Heinrich Möhring 57 Ringe.
            Königspokale
    1. Pokal Ewald Barthel 2615 Teiler, 2. Pokal Otto Börner 2691 Teiler.
            Kranzsieger
    Für hervorragende Leistungen im Kampfe um die Meisterschaften der Festwoche wurden außer den bereits Bekanntgegebenen die untenstehenden Wettkämpfer geehrt. Die Zahlenangaben bedeuten die erreichte Ringzahl auf Kleinkaliber bzw. auf die in Klammern angegebene Waffe. Es errangen:
    Goldene Kränze: Ortwin Keller mit 153, Karl Bicking 150, Fritz Zeine (175 Meter Freihand) 215, Johannes Rudolph (Pistole) 235, Jungschütze Herbert Oehmiger 141 Ringen.
    Silberne Kränze: Bindernagel-Eisenberg 147, Reuter 147, Polensky 147, Zeine (Wehrmann) 199, Kirstein-Dorndorf 146, P. Martin 146, Heinz Andersen-Stadtroda 144, Alfred Jahn 143, Bähringer 142, Kirchhoff 140 Ringe.
    Grüne Kränze: P. Hellmuth 139, G. Oberender 138, H. Rudolph 137, Johannes Botille 136, Otto Preuß 135, Paul Hartmann 133, Artur Zahn 132, Erich Hahn 131, Otto Knoll 130, Erbert Kunz 130, Jungschütze Gerhard Ziege 111 Ringe.
    Im Ganzen wurden von 400 Schützen 14.000 Schuß abgegeben. {Diese Schießsportwoche hat ein­drucks­voll gezeigt, daß der Schieß­sport sich im Volke durch­gesetzt hat. Auch Ober­bürger­meister und Kreis­leiter Schmidt hat die Veran­staltung besucht und der Schützen­gesell­schaft seine Aner­kennung ausge­sprochen.} /JV/ {/JZ/}

Quellen: /JV/ - 1935, /JZ/ - 1935

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Jena, den 2. Mai 2015 -