7. Oktober: | Alte Bräuche leben wieder auf.
Zunftschießen der Priv. Schützengesellschaft Jena von 1304. Die lange, ruhmvolle Geschichte der Priv. Schützengesellschaft Jena von 1304 soll um ein neues Blatt bereichert werden. Im Rahmen der der demnächst stattfindenden Reichshandwerkerwoche will sie ein Zunftschießen veranstalten und damit an einen längst vergessenen schönen Brauch wieder anknüpfen, der auch heute noch oder heute gerade wieder sinnvoll geworden ist. Man muß weit zurückgehen in der deutschen Geschichte, um zu den Anfängen der Priv. Schützengesellschaft Jena zu gelangen. Es war im Jahre 1304, da wird die "bewaffnete Bürgerschaft von Jena" zuerst urkundlich erwähnt, als sie mit den Erfurtern zusammen die drei Jenaer Burgen auf dem Greifberg, Kirchberg und Windberg zerstört hatte. Die Schützengesellschaften hatten in damaliger Zeit die Handwerksinnungen im Gebrauch der Waffen zu unterrichten, und so war es uralte Bestimmung der Priv. Schützengesellschaft von Jena, in ihren Reihen die wehrbaren Mitglieder der Innungen zusammenzufassen, zu Schutz und Schirm des Vaterlandes. Im Laufe der Jahrhunderte schlief dieser Brauch wieder ein. Erst im Jahre 1827, am 27. Mai, wurde bei der Jenaer Priv. Schützengesellschaft wieder nach der Scheibe geschossen. Diese Scheibe ist noch erhalten. Sie trägt die Inschrift: "Den schönen Bund, den wir vereint geschlossen, Er steh' auch fest im Sturme künft'ger Zeit!", und ist mit dem Bild {der} Camsdorfer Brücke und und zwei ineinandergeschlungene Hände{n} verziert. Der Schützenplatz war damals auf der Landfeste. Im neuen Reich, im Jahre 1933, hat die Priv. Schützengesellschaft ihre Innungen während der Reichshandwerkerwoche zu einem Zunftschießen aufgerufen. Sie will damit wie ehedem das Bindeglied sein zwischen den einzelnen Innungen, die sich bei ihr zu gemeinsamem Waffenspiel treffen. Es ist beschlossen worden von nun an sämtliche Innungen alljährlich besonders einzuladen und sie aufzufordern, unter sich auf den Schießständen der Priv. Schützengesellschaft, einen Wanderpreis auszuschießen. Das erste Zunftschießen findet am Montag, den 16. Oktober, vormittags 10 Uhr, auf den Schießständen der Priv. Schützengesellschaft am Kieshügel statt. Das Protektorat über das Schießen hat Oberbürgermeister Schmidt übernommen. Einen besonderen Anreiz für die Innungen wird der wertvolle Pokal, ein Geschenk des Großherzogs Carl Alexander, darstellen, den die Priv. Schützengesellschaft aus ihrem reichhaltigen Silberschatz ausgewählt und als Wanderpreis zur Verfügung gestellt hat. Dieser Pokal wird in Zukunft den Namen Zunftbecher tragen. Hinzu tritt noch eine ebenfalls von der Priv. Schützengesellschaft gestiftete Kette, die der Obermeister der bei dem Zunftschießen siegenden Innung bei feierlichen Anlässen trägt. Der beste Schütze aller beteiligten Innungen erhält als Preis einen silbernen Becher zu eigen, und sämtliche Schützen, die ihrer Innung den Zunftpreis erringen, erhalten ein Diplom. Pokal und Kette bleiben immer Eigentum der Priv. Schützengesellschaft. Wenn aber eine Innung diese Wanderpreise dreimal hintereinander oder fünfmal außer der Reihe errungen hat, erhält diese von der Priv. Schützengesellschaft einen silbernen Pokal zur Erinnerung. Die Wanderpreise, Pokal und Kette, sind bei der Firma H. Paul Jahn, Damenmoden, Johannisstraße 25, ausgestellt. Jede Innung, die sich an dem Schießen beteiligt, stellt eine Mannschaft von drei Meistern, die um diesen Wanderpreis schießt. Das Ausschießen erfolgt mit Wehrmannbüchse, je zehn Schuß aufgelegt. Es ist erfreulich, daß die Priv. Schützengesellschaft Jena zu ihrem Teil an der Reichshandwerkerwoche mitarbeitet und so gleichzeitig ihrer Sendung gerecht wird: Bindeglied zwischen den Jenaer Bürgern zu sein und so die Volksgemeinschaft vollenden zu helfen. /JZ/ |
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18. Oktober: | Das Zunftschießen der Jenaer Innungen
21 Jenaer Innungen kämpften am Montag aus Anlaß der Reichs-Handwerkerwoche auf den Schießständen der Privilegierten Schützengesellschaft Jena um die von dieser gestifteten Zunftkette und den Zunftbecher. Jede Innung stellte drei Schützen, von denen jeder 10 Schuß abgab. Die Verkündung der Ergebnisse und die Preisverteilung fand erst am Abend im Schützenhof in Anwesenheit des Vorstandes des Gwerbevereins statt. Schützenhauptmann Zippel begrüßte die Gäste und gab dann ein kurzes Bild von der Geschichte der Jenaer Privilegierten Schützengesellschaft von 1304, die aus den Zünften hervorgegangen und eine der ältesten Deutschlands ist. Fleischermeister Rodigast in Lobeda hat ihre Chronik zusammengestellt, aus der hervorgeht, daß ihre Mitglieder bei der Zerstörung der Burg Kirchberg mitgewirkt haben. Das erste Schützenfest fand, soweit sich feststellen läßt, im Jahre 1419 statt. Die Schützengesellschaft hat auch den Pulverturm erbaut. Im Jahre 1828 errichtete die Gesellschaft ihren Schießstand an der Rasenmühleninsel. Bei Erbauung der Saalbahn mußte sie hier weichen und wanderte über die Saale nach dem Gelände, auf dem heute die Oberrealschule steht. Die "Schützenbrücke", der heutige Spielplatzsteg, wurde von den Schützen erbaut und 1901 der Stadt zum Geschenk gemacht. In den ersten Jahren dieses Jahrhunderts wurde dann das Gelände am Kieshügel erworben, die Schießstände angelegt und der "Schützenhof" erbaut. Hauptmann Zippel gab zuerst die Ergebnisse des Gildenschießens der Schützengesellschaft bekannt. Den Majestät-Hermann-Preis erhielt Ewald Barthel (5 Schuß Auflage 175 Meter) mit 93 Ringen. Den Hauptmann-Zippel-Preis errang Konditormeister Heintze. Beim Ordenssternschießen siegte Hermann Brendel, beim Auflegestern E. Barthel. Den silbernen Löffel errang Bennin. Im Zunftschießen hat die Wagner-Innung 423 Ringe erzielt und damit die Zunftkette errungen, die ihr Obermeister bei feierlichen Anlässen tragen wird. Die Schützen sind Knabe, Oskar Wimmer und Thyrolf. Den Wagnern folgen die Bildhauer mit 409 Ringen, Dachdecker 376, Friseure 372, Maurer und Zimmerer 362, Elektrotechniker 362, Fleischer 358, Schuhmacher 357, Maler 344, Tischler 332, Uhrmacher 308, Böttcher 301; Schmiede {262}, Schneider {240}, Glaser {239}, Sattler {211}, Bäcker {211}, {Straßenbauer 202} Schlosser {181} und Installateure {156} erzielten weniger als 300 Ringe. Die drei besten Schützen: {Die zehn besten Schützen sind:} Bildhauermeister Pflügner, der mit 161 Ringen den silbernen Becher errang, Fleischermeister Kiethe 157, Tischlermeister Sporr 149 Ringe {Stellmacher Wimmer 148, Friseur Seidel 148, Zimmermeister Rüdiger 145, Dachdeckermeister Glaß 145, Elektroinstallteur Gundermann 135, Uhrmachermeister Wirth 134 und Straßenbaumeister Fröhlich 130}. Nach einigen weiteren Ansprachen war der offizielle Teil der Feier beendet. Ein fröhlicher Tanz schloß den Abend ab. /JV/ {/JZ/} |
Quellen: /JV/ - 18. Oktober 1933, /JZ/ - 7. und 17. Oktober 1933
[ 1933 ]
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Jena, den 23. Februar 2015 -