Gaufreundschaftsschießen des Gaues II im Thüringer Schützenbund
vom 17. bis 19. Juni in Lobeda
verbunden mit der
125-Jahrfeier
und der
Schießstandweihe der Schützengesellschaft Lobeda e.V.

16. Juni 1933: Anzeige:
Schützengesellschaft Lobeda E.V.
17. bis 25. Juni 1933
Gaufreundschaftsschießen des Gaues II,
125-Jahrfeier und
Schießstandweihe der Schützengesellschaft Lobeda e.V.
Programm:
    Sonnabend, den 17. Juni: 14 Uhr: Schießstandweihe, Übergabe des Gaubanners, Beginn des Schießens. 20 Uhr: Festkommers im "Bürgergarten".
    Sonntag, den 18. Juni: 13 Uhr: Festzug. Anschl. Schießen auf allen Ständen. Ab 15 Uhr: Festball im "Bürgergarten".
    Montag, den 19. Juni: 7-16 Uhr: Schießen auf allen Ständen. 17 Uhr: Siegerverkündigung. 20 Uhr: Festball im "Bürgergarten".
    Sonnabend, den 24. Juni: Großes Feuerwerk!
    Sonntag, den 25. Juni: Ab 14 Uhr: Schießen. 18 Uhr: Ausrufung des neuen Schützenkönigs. 20 Uhr: Festball im "Bürgergarten".
Auf dem Festplatz am "Bürgergarten": Großes Volksfest! Volksbelustigungen! Konzert der Stahlhelmkapelle Jena. /JV/JZ/
16. Juni 1933: Gaufreundschaftsschießen vom 17. bis 19. Juni in Lobeda
    Der Gau II des Thüringer Schützenbundes (Jena, Weimar, Apolda und Umgebung) hat sein diesjähriges Gaufreundschaftsschießen nach Lobeda gelegt; damit verbunden ist die Einweihung der neuen Schießstandanlagen und die 125-Jahrfeier der Schützengesellschaft Lobeda. Alle Vorarbeiten sind nun soweit gediehen, daß ein reibungsloser Verlauf des Festes gewährleistet ist. Der Schießstandweihe, der Uebergabe des Gaubanners und einem Festkommers am Sonnabend folgt am Sonntag als Höhepunkt der äußerlichen Festlichkeiten ein Festzug, der u.a. einen recht sehenswerden historischen Wagen der "Lobdeburger" mit sich führen wird. Den wichtigsten Teil der Veranstaltungen bildet das Wett- und Preisschießen.
    Die neuen Lobedaer Schießstände (17 Scheibenstände) bieten Gelegenheit zur Ausübung aller Gebiete des Schießsports mit Ausnahme des Schießens auf Feldscheiben (300 Meter). So ist denn das Programm des Wettschießens auch ein recht reichhaltiges: Festscheiben auf 175 Meter, 100 Meter 50 Meter Kleinkaliber und 50 Meter Pistole, die jeder Schütze nur mit einer Serie (3 Schuß) beschießen darf, dienen dem rein wettkampfmäßigen Schießen; die Sieger erhalten Eichenlaubkränze, Diplome oder Ehrengaben. Eine große Anzahl Preis- und Punktscheiben locken zu weiterer Betätigung. Hier winken u.a. die Festmedaillen als Preise, die, massiv Silber, auf der einen Seite das Lobedaer Stadtwappen, auf der anderen Seite ein Relief unseres Reichskanzlers Adolf Hitler tragen. Für den besten Lobedaer Schützen stiftete die Stadtgemeinde die "Plakette der Stadt Lobeda".
    Neben diesen Einzelkämpfen sind aber auch noch Mannschaftskämpfe ausgeschrieben, da auch der Deutschen Schützenbund jetzt mehr Wert auf gute Durchschnittsleistungen einer Mannschaft als auf großartige Spitzenleistungen einzelner legt. Für dieses Gesellschaftswettschießen hat jede Gesellschaft eine Mannschaft von 5 Mann zu stellen; die Sieger erhalten Fahnenbänder.
    Da in diesem Jahre der Gau keine weiteren Veranstaltungen mehr abhält und außerdem das Thüringer Bundesschießen schon drei Wochen hinter uns liegt, so ist mit reger Beteiligung von allen Gesellschaften des Gaugebietes zu rechnen. Für auswärtige "Schlachtenbummler" recht bemerkenswert ist der in Lobeda noch übliche alte Brauch, den "König" der Gesellschaft durch Schießen nach einem hölzernen Adler, der an einer Stange aufgehängt ist, zu ermitteln. Daß neben den schießsportlichen Veranstaltungen noch eine großes Schützen- und Volksfest läuft, ist selbstverständlich. Daher dürfte auch ein reger Besuch des Festes durch die Bevölkerung der Umgebung, besonders Jenas, zu erwarten sein.         — Dr. S. /JV/JZ/
20. Juni 1933: Lobeda. Am Sonnabend nachmittag wurde der neue Schießstand eingeweiht und damit das Gaufreundschaftsschießen des Gaues II im Thüringer Schützenbund und die 125-Jahrfeier der Schützengesellschaft Lobeda eröffnet. Abends fand ein Kommers im Bürgergarten statt. Am Sonntag wurde das Schießen fortgesetzt. Nachmittags bewegte sich ein langer Festzug mit etwa 500 Teilnehmern durch unser Städtchen zum Festplatz, wo sich ein rechtes Volksfest entwickelte, das leider durch Kühle und Regen etwas gestört wurde. Bis gegen Abend wurde auf den Schießständen gekämpft; am Montag nahm das Schießen seinen Fortgang. /JV/
21. Juni 1933: Das Gaufreundschaftsschießen 1933 in Lobeda
                S. Lobeda, 20. Juni 1933
    Festlich geschmückt hatte sich unser Städtchen, um den zum Gaufreundschaftsschießen einteffenden Schützen einen würdigen Empfang zu bereiten. Böller verkündeten am Sonnabend nachmittag den Beginn des Festes. Die Weihe der Schießstände erfolgte durch die Abgabe dreier Ehrenschüsse, und zwar zu Ehren unseres Reichspräsidenten von Hindenburg, unseres Reichskanzlers Adolf Hitler und unseres Reichsstatthalters Fritz Saukel. Damit war das Schießen eröffnet, und bald begann ein lebhafter Wettstreit, der sich bei der Größe der neuen Schießanlage glatt abwickelte.
    Im dicht gefüllten Saale des "Bürgergartens" fand abends der Festkommers statt. Nach der Begrüßung der Anwesenden durch den Hauptmann der Schützengesellschaft Lobeda, Kameraden Otto Rodigast, und deren Schützenkönig, Dr. S. Griefahn, hieß der Vertreter der Stadt Lobeda, Bürgermeister Dr. Merbach, die auswärtigen Schützenbrüder willkommen. Der Vorsitzende des Gaues II im Thüringer Schützenbund, Kamerad Max Geifrig-Bürgel, dankte den Lobedaer Schützen für das trotz schwerer Notzeit vollbrachte Werk der neuen Schießstandanlage. Seine von großer vaterländischer Begeisterung getragene Rede zeigte den großen Wert und die hervorragende Bedeutung des Schießsports für die Wehrertüchtigung unseres Volkes gerade im neuen Reiche. So hat die Schützengesellschaft Lobeda, zwar unter schweren Opfern, auch einen Baustein am Wiederaufbau unseres Vaterlandes gelegt. Einige durch Kameraden Kammersänger Kase vollendet vorgetragene Lieder verschönten den Festkommers, und wie eng die Zusammenarbeit der Lobedaer Vereine ist, zeigten die Darbietungen des Gesangsvereines und der Turnerinnenabteilung des Turnvereins. Der Chronist der Gesellschaft, Kamerad Dr. Seifert, gab einen Ueberblick über die Geschichte der nun 125jährigen Gesellschaft und schilderte vor allem auch die Schwierigkeiten, die es für die kleine Gesellschaft zu überwinden galt, bis das heute eingeweihte Werk vollendet werden konnte. Ansprachen der Ehrengäste und auswärtigen Schützenbrüder zeigten, welcher Wertschätzung sich der festgebende Verein erfreut, und zahlreiche wertvolle Ehrengaben wurden den Lobedaer Schützen überreicht.
    Die Klänge des Stahlhelm-Spielmannszuges Jena weckten am frühen Sonntagmorgen manch einen, der kaum zur Ruhe gegangen war, wieder aus dem Schlafe auf. Denn um 7 Uhr begann bereits das Schießen auf allen Ständen, das bis zum Abend nur durch die Mittagspause und den Festzug unterbrochen wurde. Ein malerisches Bild bot sich den zahlreichen Zuschauern, die die Straßen Lobedas umsäumten, als der etwa 500 Mann zählende Festzug vorbeizog, der 2 Kapellen, 18 Fahnen und 9 Wagen mit sich führte, darunter auch den Festwagen der Lobdeburger, die eine wohlgelungene Trachtengruppe aus der Reformationszeit zur Darstellung brachten; ein berittener Herold führte die Trachtengruppe an und zwei Mönche beschlossen sie. Nach kurzen Ansprachen der Führer wurde der Festzug auf dem Platze vor dem neuen Schießhaus aufgelöst. Das Wettschießen ging weiter, und auf dem Festplatz entwickelte sich bald ein frohes Treiben, bei dem auch der Kasper das Seine zur Unterhaltung der Kleinen beitrug.
    Der Montag brachte dann den Abschluß des Gau­freundschaftsschießens, das nun seinen sportlichen Höhepunkt mit dem Gesellschaftswettschießen (Fahnenbandschießen) und dem Ausschießen der Gaufestscheibe fand. Erfreulicherweise konnte hier ein Lobedaer, Kamerad Otto Büchel, 1. Sieger werden. (Weitere Ergebnisse des Wettschießens siehe im Sport­teil!) Erst nach 8 Uhr abends konnte im Anschluß an die Siegerverkündigung und die Preisverteilung, die der Gausportleiter, Kamerad Fritz Bauer-Jena vornahm, der Gauvorsitzende, Kamerad Geifrig-Bürgel, das Gaufreundschaftsschießen 1933 mit nochmaligem Dank an Lobeda und einem dreifachen Gut-Schuß-Heil auf unseren Reichspräsidenten, unseren Volkskanzler und die deutsche Schützensache schließen.
    Die nächsten Tage bringen nun noch interne Veranstaltungen der Schützengesellschaft Lobeda, von denen die wichtigste das Ausschießen des Vogels zur Ermittlung des neuen Schützenkönigs sein wird. /JV/
21. Juni 1933: Ergebnisse der schießsportlichen Wettkämpfe
    Bei dem Gaufreundschaftsschießen des Gaues II Mittelthüringen des Thüringer Schützenbundes, der dem Deutschen Schützenbund angehört, wurden folgende Ergebnisse erzielt:
                A. Mannschaftskämpfe
    Jede Gesellschaft stellt eine Mannschaft zu 5 Mann, die jeder 10 Schuß freihändig abzugeben heben (auf 20er Ringscheibe).
    S-Klasse: 1. Privileg. Schützengesellschaft Jena 593 Ringe.
    A-Klasse: 1. Sch.-G. "Ettersberg" Weimar 534 Ringe. 2. Sch.-G. Blankenhain 508 Ringe.
    B-Klasse: 1. Sch.-G. "Ehemal. 94er" Weimar 517 Ringe.
                B. Einzelwettkämpfe
    Von den 10 bis 15 Siegern auf jeder Scheibe sind nachstehend immer nur die 3 ersten angeführt.
                1. Festscheiben
    Gaufreundschaftsscheibe "Lobeda" (100 Meter Auflage). 1. Otto Büchel, Lobeda. 2. G. Preiser, Buttstädt. 3. H. Gerstenberg, Sch.-G. ehem. 94er Weimar.
    Festscheibe "Reichskanzler Adolf Hitler" (100 Meter Freihand). 1. Fritz Bauer, Privil. Sch.-G. Jena. 2. Karl Bicking, Jenaer Scharfschützen. 3. Herm. Kummer, Blankenhain.
    Festscheibe "Lobdeburg" (175 Meter Auflage). 1. Louis Türke, Lobeda. 2. K. Böber, Kranichfeld. 3. Alb. Braune, Scharfsch. Jena.
    Festscheibe "Deutschland" (175 Meter Freihand). 1. Ed. Heinz, Privil. Sch.-G. Jena. 2. Westphal, Büchs.-Sch. Apolda. 3. Fr. Hartmann, Kranichfeld.
    Auf jede Festscheibe durfte jeder Schütze nur je 2 Schuß abgeben, von denen der beste Tiefschuß gewertet wurde.
                2. Meisterscheiben
Gewertet wird die beste Serie, 3 Schuß hintereinander.
    175 Meter Freihand. 1. Ed. Heinz, Privil. Sch.-G. Jena, 54 Ringe. 2. Morgenroth, Kranichfeld, 52 Ringe. 3. Fr. Zeine, Scharfsch. Jena, 52 Ringe.
    175 Meter Auflage. 1. Max Geifrig, Bürgel, 50 Ringe. 2. Morgenroth, Kranichfeld, 50 Ringe. 3. Karl Bicking, Scharfsch. Jena.
    100 Meter Freihand. 1. K. Bicking, Jenaer Scharfsch., 50 Ringe. 2. H. Gerstenberg, Weimar, ehem. 94er, 50 Ringe. 3. Paul Rodigast, Lobeda 50 Ringe.
    100 Meter Auflage. 1. Morgenroth, Kranichfeld, 60 Ringe (20, 20, 20!!!). 2. H. Gerstenberg, Sch.-G. ehem. 94er Weimar, 58 Ringe. 3. Prüger, Stadtroda, 57 Ringe.
    Kleinkaliber (50 Meter stehend Freihand, 12er Ringscheibe). 1. Walter Wagner, Kl.-K.-Sch. Jena, 31 Ringe. 2. Max Rudolph, Lobeda, 31 Ringe. 3. W. Pötsch, Privil. Sch.-G. Jena, 28 Ringe.
    Pistole (50 Meter Freihand auf 20er Ringscheibe). 1. Johannes Rudolph, Scharfsch. Jena, 55 Ringe. 2. E. Trübner, Scharfsch. Jena, 50 Ringe. 3. Max Rudolph, Lobeda, 45 Ringe.
    Die sportlich wertvollsten Siege sind zweifellos die von Morgenroth, Kranichfeld, mit 60 Ringen auf 100 Meter Auflage, und vor allem Joh. Rudolphs Sieg mit 55 Ringen im Pistolenschießen, bekanntlich der schwierigsten Art des Schießsports.         — Dr. S. /JV/JZ/

Quellen: /JV/ - 16./ 20./ 21. Juni 1933, /JZ/ - 16./ 17./ 21. Juni 1933

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Jena, den 21. Februar 2015 -