Schützenadler
Kalender der Schützengesellschaft Jena

Das Jahr 1933

17. Januar: (Di) Die Vaterländischen Verbände Jenas, darunter auch die Jenaer Scharf­schützen und die Privile­gierte Schützen­gesell­schaft Jena, geben sich die Ehre, die gesamte nationale Einwohnerschaft, die Mitglieder der ange­schlos­senen Vereine und Verbände und deren Ange­hörige zu ihrer öffent­lichen Reichs­grün­dungs­feier abends 20 Uhr im großen Volks­haus­saal einzu­laden.
27. Januar: (Fr) Das Mitglied der Schützengesellschaft, der Büchsenmacher Hermann Steinbrück ist nach kurzer Krankheit verstorben. Fast 50 Jahre stand er treu im Dienst des Deutschen Schützenvereins. Die Kame­raden trauern um den Dahingeschiedenen und werden sich seiner stets dankbar erinnern.
29. Januar: (So) Die Jenaer Scharfschützen halten im Vereinslokal zum "Goldenen Engel" ihre Hauptversammlung ab. Nachdem der 1. Hauptmann einen Rückblick auf die Verhältnisse vom Jahre 1932 vorgenommen hat, werden die Jahres-, Kasse- und Schießberichte vorgetragen. Aus diesen Berichten ist u.a. zu ersehen, daß die finanzielle Lage zufriedenstellend ist. Der Vorstand wird in seiner bisherigen Zusammenstellung einstimmig wiedergewählt. Der Mitgliederbestand beträgt 68 Mitglieder und ein Ehrenmitglied.
5. Februar: (So) Generalversammlung der Schützengesellschaft zu Bürgel: Die Gesellschaft zählt zurzeit 86 Mitglieder. Abordnungen besuchten im Jahr 1932 Veranstaltungen in Jena, Dornburg und Hermsdorf. Das diesjährige Schützenfest ist für den 22. bis 25. Juli vorgesehen.
7. Februar: (Di) Abends ab 6 Uhr Kartenausgabe in der Konditorei Zippel.
10. Februar: (Fr) In der Generalversammlung der Schützengesellschaft Hermsdorf wird mitgeteilt, daß das diesjährige Schützenfest vom 2. bis 4. Juli stattfinden soll.
10. Februar: (Fr) Die Generalversammlung der Schützengesellschaft Stadtroda befaßt sich u.a. mit dem geplanten Wegeneubau vom Schützenhaus nach der Schönen Aussicht. Weiter wird bekanntgegeben, daß das diesjährige Vogelschießen vom 2. bis 9. Juli stattfinden soll.
21. Februar: (Di) Die Schützengesellschaft Jena versammelt sich pünktlich 19 Uhr bei Kamerad Pflug zur Fackel­aus­gabe - Anzugs­ordnung: kleine Uniform, Federhut.
26. Februar: (So) Vorstands- und Schießausschußsitzung des Schützengaus 2 des Thüringer Schützenbundes im Schützenhaus zu Stadtroda. /DSZ/
27. März: (Mo) Nach langer, schwerer Krankheit verstirbt Fritz Fröhlich, Kamerad der Jenaer Scharfschützen. Er war ein Vorbild von Kameradschaft und Geselligkeit und wird in den Herzen der Kame­raden ewig fort­leben. Voll­zähliges Treffen am Donnerstag ½2 Uhr in der "Gartenlaube".
23. + 24. April: (So+Mo) Anschießen der Schützengesellschaft Jena - Gäste willkommen - kleine Uniform.
1. Mai: (Mo) An einem Preisschießen, das die Privilegierte Schützengesellschaft Jena am "Tag der deut­schen Arbeit" unter Leitung ihres Haupt­manns Zippel auf ihren Schieß­ständen abhält, beteiligen sich 38 Kame­raden. Die Preise bestehen in drei Bildern des Reichs­kanzlers von 1933 und einem Bild des Stahl­helm­führers. Den ersten Preis erhält Konrad Roch, die weiteren Albert Förschner, Ewald Barthel und Edwin Heinz.
13. Mai: (Sa) Der Schützenhof wird von Hermann Eilenberger übernommen und bewirtschaftet.
15. Mai: (Mo) Nachmittags Übungsschießen: Die besten Leistungen erzielen Edwin Heinz und Fritz Bauer. Das von einem Kameraden gestiftete Service wird Fritz Bauer überreicht.
15. Mai: (Mo) Die Privilegierte Schützengesellschaft Jena hält abends 8 Uhr auf dem "Schützenhof" eine außer­ordent­liche General­ver­samm­lung ab, um die Gleichschaltung innerhalb ihrer Gesellschaft durch­zu­füh­ren.
21. Mai: (So) Aus­scheidungs­kämpfe für den Städte­kampf Erfurt-Jena auf dem Jenaer Schützen­haus unter Beteiligung der priv. Schützen­gesell­schaft Jena, den Jenaer Scharf­schützen, der Schutz­polizei und dem Jenaer Klein­kaliber­schützen­verein.
21. - 28. Mai: (So-So) 30. Thüringer Bundes­schießen in Nordhausen.
23. Mai: (Di) In Liquidation getreten sind folgende aufgelösten Vereine: […] 2. Verein Republikanischer Klein­kaliber­schützen Jena […]
25. Mai: (Himmelfahrt) Die Jenaer Scharfschützen versammelten sich am Morgen um ¾6 Uhr unter den Klängen einer Musikkapelle in Uniform bei ihrem Hauptmann Karl Bicking am Markt, um am Thüringer Bundes­schießen in Nord­hausen teil­zu­nehmen.
28. Mai: (So) Städtekampf Erfurt-Jena in Turnen und Sport: Die Schützen beginnen nach einem kurzen Probe­schießen um 10 Uhr auf den Schieß­ständen mit ihren Wett­kämpfen in den Diszi­plinen Wehr­mann (Groß­kaliber­büchse, 175 Meter), Pistole (50 Meter), Klein­kaliber (50 Meter) und Jung­schützen (bis zum 21. Lebens­jahr). Nach der Mittags­pause nehmen die Kämpfe um 14½ Uhr ihren Fort­gang. Beim Ergebnis des Schießens teilten sich Jena und Erfurt in die Punkte: Wehr­mann und die Jung­schützen punkten für Jena, während mit der Pistole und im Klein­kaliber Erfurt für sich ent­schei­det.
31. Mai: (Mi) Der Kleinodienmeister der Schützengesellschaft Jena, der Kaufmann und altbekannte Jenenser Mitbürger Carl Nössig ist durch den Tod zur ewigen Ruhe eingegangen. Er war ein guter Freund und Kamerad, dessen treue Pflichterfüllung und Aufopferung für das deutsche Schützenwesen stets ein leuchtendes Beispiel sein wird. Die Schützen stehen trauernd an seiner Bahre und neigen ihre Fahne. Die Kameraden versammeln sich am 2.6. zum Ehrengeleit um 4 Uhr am "Schwan".
4. Juni: (So) Frühschoppen der Schützengesellschaft Jena im Schützenhof.
4.+5. Juni: (So+Mo) Achtung! Auf zum Schützenhof. Am 1. Feiertag ½4-6 Gartenkonzert, am 2. Feiertag abends 8 Uhr Eröff­nungs­ball, 10 Uhr Polo­naise mit Über­raschungen - die neue Bewirt­schaf­tung: H. Eilen­berger und Frau.
11. Juni: (So) Abends ab 8 Uhr großer Hausball im Schützenhof, abends 10 Uhr: Polonaise???
17. - 19. Juni: (Sa-Mo) Gaufreundschaftsschießen des Mittelthüringer Schützengaues in Lobeda.
17. - 25. Juni: (Sa-So) Während der Tage des Gau-Freund­schafts­schießens findet die 125-Jahr­feier der Schützen­gesell­schaft Lobeda statt, verbunden mit der Einwei­hung einer 17-bahnigen neuen Schieß­anlage.
Die Feierlichkeiten gehen danach in das all­jährliche Schützen­fest über, Schützenkönig 1933/34 wird Brauerei­besitzer Adolf Liebold aus Wöllnitz.
18. Juni: (So) Schützenhof Jena: abends 8 Uhr Ball – Hermann Eilenberger.
18. Juni: (So) Kurhaus zum Bären Lobeda: anläßlich des 125-jähr. Schützenfestes von 4 Uhr an Großer Schützenball.
18. Juni: (So) In heftiges Schwanken gerät am Nachmittag der Spielplatzsteg, als die Massen vom Fuß­ball­spiel im Stadion zurück­strömen und der bei solchen Gelegen­heiten übliche Ansturm auf die Brücke beginnt. Der Steg schwankt so heftig seit­wärts hin und her, daß sich die auf ihm zusam­men­gedräng­ten Leute teil­weise am Geländer fest­halten müssen.
24. Juni: (Sa) Die Schützengesellschaft Jena feiert abends 8 Uhr einen Familien­abend inklusive des Ab­bren­nens eines Johannis­feuers beim Schüt­zen­hof - Gäste sind will­kommen.
25. + 26. Juni: (So+Mo) Schützen- und Volksfest der Schützengilde e.V. Dorndorf a.S. Sonntag Nachmittag findet das beliebte Kranz­reiten statt. An beiden Tagen ist nach­mittags und abends Konzert und Ball in der Schützen­loge. Schützen­könig wird Flei­scher­mei­ster Otto Fischer, Neuen­gönna.
30. Juni: (Fr) Großes Verbands­schießen der deutschen Meister­schützen in Gera. Die Durch­führung ist dem Klub Wodan in Gera über­tragen worden. Den Haupt­kampf bildet nach dem Karten- und dem Silber­schießen das Meister­schießen auf Wild­schei­ben.
1. - 4. Juli: (Sa-Di) Schützenfest der Schützengesellschaft Hermsdorf.
2. - 9. Juli: (So-So) Vogelschießen der Privileg. Schützengesellschaft Stadtroda. Franz Beerbaum und Erdmann Burkhardt, konn­ten am 1. Juli auf eine 40-jährige Mitgliedschaft zurückblicken. Der Kommandant des Scharfschützenkorps, Schnei­der­meister Otto Heimer­dinger, gibt den Königs­schuß auf das Los des Schützenmei­sters, Schorn­stein­feger­meister Otto Ziermann, ab, der damit Schützen­könig wird.
9. - 13. Juli: (So-Do) 34. Mitteldeutsches Bundesschießen in Leipzig.
16. - 23. Juli: (So-So) Großes Vogelschießen zu Kahla in althergebrachter Weise. Als diesjähriger Schützen­könig wird Fleischer­meister Oskar Fischer sen. verkündet, die Ehren­scheibe gewinnt Stell­macher­mei­ster Franz Hart­mann.
15. Juli: (Sa) Tanz im Schützenhof, es spielt die Tanzsportkapelle Vinzens.
22. - 25. Juli: (Sa-Di) Schützenfest der Schützengesellschaft Bürgel. Zahl­meister Max Neu­mann gibt den den Meister­schuß ab. Das Los fällt auf Töpfer­meister Albert Zitz­mann, der somit Schützen­könig wird.
23. Juli: (So) Das Probeschießen der Schützengesellschaft Jena fällt diesen Vormittag aus.
ab 30. Juli: (So) Das traditionelle Koburger Schützenfest erfährt anläßlich des Johann-Casimir-Gedächtnisjahres und im An­den­ken an den großen Förderer der deutschen Schützensache in diesem Jahr nicht nur eine zeitliche Verlängerung, son­dern auch die Bereicherung durch einen historischen Festzug - rund 1000 Mitwirkende zeigen ein leben­diges und farben­frohes Trachten­bild der Casimira­nischen Zeit.
31. Juli: (Mo) Die Schützengesellschaft Jena hält ihre erste Versamm­lung nach der erfolgten Gleich­schal­tung ab.
6. August: (So) Die Büchsen­schützen­kompag­nie Blan­ken­hain "vergißt" während ihrer Feier­lich­keiten das "Horst-Wessel-Lied" zu spielen und erntet damit einen Boykott des Festes durch die NS-Körper­schaf­ten.
12. - 16. Aug.: (Sa-Mi) Das Haupt- und Königsschießen der "Jenaer Scharfschützen e.V." wird aus beson­deren Grün­den in ein­facher Form, ohne Volks­fest, ver­an­stal­tet. Den besten Schuß auf die Königs­scheibe gibt Albert Hau­bold ab, der damit Schützenkönig wird.
12. - 20. Aug.: (Sa-So) Ein Jenaer Vogelschießen findet in diesem Jahr nicht statt. Aber die Freunde einer der­artigen Ver­gnü­gung kommen nun doch auf ihre Rech­nung. Die ambu­lanten Gewerbe­trei­ben­den veran­stalten auf dem Gries ein Volks­fest.
12. - 20. Aug.: (Sa-So) Schützenfest der Schützengesellschaft zu Eisenberg. Am 13. Aug. großer historischer Festzug, der die geschicht­liche Entwicklung der Stadt seit 1171 in 21 Gruppen behandelt und mit über 20 Festwagen und Trachten­auf­zügen ein besonderes Ereignis ist. Am Festzug nehmen über 30 Vereine und Schützengilden teil. Zum König wird Zahn­arzt Dr. Rauheimer ausgerufen und feierlich eingeholt.
16. August: (Mi) Aufruf zur Mitgliedergewinnung durch das NS Schieß-Sport-Kartells (NSSK): Organisation der NSDAP um die wehr­sport­liche Ertüchtigung der Deutschen zwischen 17 und 50 Jahren zu fördern.
22. August: (Di) Beim Erfurter Schützenfest hat Malermeister Alfred Krausberger von 622 Teilnehmern auf die Vogelscheibe den besten Schuß abgegeben, der sich damit die Würde eines Vogelkönigs erringt.
10. September: (So) Gaugruppenschießen des Gaus 2 im Thü­ringer Schüt­zen­bund auf den Schieß­ständen der Priv. Büchsen­schützen-Kompanie in Weimar.
10. September: (So) Beim diesjährigen Orlamünder Schützenfest wird Schützenbruder Otto Oelze Schützenkönig.
27. September: (Mi) Die privilegierte Schützengesellschaft Bürgel beschließt den Bau neuer Schießstände auf dem von der Gesellschaft erworbenen Gelände im Kroatengraben.
29. September: (Fr) Versammlung der Schützengesellschaft Jena, abends 8 Uhr.
16. Oktober: (Mo) Das Scharfschützenkorps Stadtroda hält in alther­gebrachter Weise sein Abschießen ab. Hierbei erhält als bester Schütze auf 175 Meter-Stand beim Schießen nach einer Bilder­scheibe Richard Röckler den hierfür gestif­teten Wander­pokal.
16. Oktober: (Mo) 21 Jenaer Innungen kämpfen aus Anlaß der Reichs-Handwerkerwoche im Rahmen eines Zunft­schie­ßens auf den Schießständen der Privilegierten Schützengesellschaft Jena um die von dieser gestif­teten Zunft­kette und den Zunftbecher. Die Zunftkette erringt sich die Wagner-Innung, der Zunft­becher geht an den besten Schützen, Bild­hauer­meister Pflügner.
16. Oktober: (Mo) Einweihung der neuen Volksküche im "Alten Schützenhaus", die durch Umbildung der bisherigen Notstandsküche entsteht, welche bereits 1923 hier eröffnet wurde. Spenden, kostenlose Lieferungen und Transporte von Einrichtungsgegenständen, Material, Lebensmittel usw. durch ortsansässige Handwerker und Firmen haben es ermöglicht. Diese Küche besteht bis Anfang Mai 1934.
Ein Kraftstromanschluß und die Auswechselung der Zink-Drähte sowie die Reparatur einer größeren Menge an Fensterscheiben deuten auf das Alter und mittlerweile Verwahrlosung des Hauses hin.
14. November: (Di) Neuregelung des deutschen Schießsports. Mit Genehmigung des Reichs­sport­führers hat der Führer des "Deut­schen Schieß­sport­ver­bandes" grund­legende organi­sato­rische Ände­rungen und eine Ver­ein­heit­lichung des seit­her stark zer­split­ter­ten deut­schen Schüt­zen­wesens vor­ge­nom­men. Die drei großen Ver­bände "Deut­scher Schüt­zen­bund", "Reichs­verband Deut­scher Klein­kaliber-Schützen­verbände" und "Deut­sches Kartell für [Jagd- und] Sport­schießen" bleiben in ihrem bis­heri­gen Bestande als Fach­gruppen eins bis drei des "Deut­schen Schieß­sport­ver­bandes" erhalten.
20. November: (Mo) Am 17. Nov. verschied unser lieber Kamerad Ingenieur Georg Hübscher. In treuer Kame­rad­schaft hat er viele Jahre in unseren Reihen gestanden. Wir bedauern aufrichtig sein Hinscheiden und werden seiner stets in Ehren gedenken - die priv. Schützen­gesell­schaft Jena von 1304. Die Kame­raden treffen sich zum Ehren­geleit heute 16 Uhr am "Schwan".
3. Dezember: (So) Hauptversammlung des Schützengaues 2 des Thüringer Schützenbundes im Rats­keller zu Cam­burg/ Saale. Wich­tig­ster Haupt­punkt sind Neuwahlen im Zuge der Gleich­schaltung, wieder­gewählt werden die bisherigen Füh­rung­sperso­nen: 1. Gau­führer - Max Geifrig (Bürgel), 2. Gau­führer - Willy Zippel (Jena), Kas­sie­rer - Paul Gerschner (Jena), Haupt­mann - Bach (Camburg), Gau­schrift­führer - Paul Schwarz (Jena). /DSZ/

Übrigens:


Quellen: /DSZ/ - 1933 - Nr.n 9 und 52, /JV/ - 1933, /JZ/ - 1933

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Jena, den 8. Februar 2015 -