19. Oktober: | Am letzten Sonnabend {Am Sonnabend, den 15. Oktober,} trafen sich die beiden Schützengesellschaften, das Bürgerschützenkorps Erfurt und die Privilegierte {priv.} Schützengesellschaft Jena von 1304, in Kapellendorf, um dort in dem Wasserschloß eine Schützenkemenate einzuweihen.
Das alte historische Wasserschloß, das sich im Besitze der Burggemeinde Kapellendorf, Sitz Erfurt, befindet, wird heute von vielen Wanderern und Ausflüglern besucht.
Die Burggemeinde hat es meisterhaft verstanden, die dem Verfall nahe gewesenen Gebäude auszubauen und dem öffentlichen Verkehr zugänglich {zugängig} zu machen.
Oberhauptmann Hohmann vom Bürgerschützenkorps Erfurt übergab nach seiner Weiherede die mit allen möglichen alten historischen Feuerwaffen, Scheiben, Schützenemblemen und sonstigen Altertümern ausgestattete Schützenkemenate der Öffentlichkeit.
Die Schützenkemenate soll den Zweck haben, den Schützenkameraden ein Treffpunkt zu sein, um dort außerhalb der sportlichen Wettkämpfe sich zusammenzufinden zur Pflege der Kameradschaft und des deutschen Schützengeistes.
Hauptmann Zippel von der Privilegierten {priv.} Schützengesellschaft Jena dankte dem Bürgerschützenkorps Erfurt für die gehabte Mühe und begrüßte den von Erfurt ausgegangenen Gedanken, durch den für die Kameraden eine bleibende Stätte geschaffen worden ist {geschafft worden war}.
Mit zündenden Worten gedachte Hauptmann Zippel der {an die} Vorfahren, der damals schon bestehenden Bürgerschützenwehr von Jena, aus der die Privilegierte {priv.} Schützengesellschaft Jena hervorgegangen ist.
Die Bürgerschützenwehr hat {, die} sich bereits 1304 an {bei} der Zerstörung der Wasserburg Kapellendorf beteiligt und hat {und die auch} gemeinschaftlich mit den Bürgern von Nordhausen, Mühlhausen und Erfurt die Kirchbergburgen belagert und dem Erdboden gleichgemacht {haben}.
Der Fuchsturm ist noch ein Zeuge aus jener Zeit.
Als Erinnerung an die Eröffnung der Kemenate überreichte Hauptmann Zippel den Erfurter Kameraden die Geschichte seiner Gesellschaft, in der im Lichtbild {Lichtblick} die {Verzicht-}Urkunde enthalten ist, die von den Burggrafen derer von Kirchberg, Lobeda, Arnshaugk, Orlamünde und Saalfeld im Jahre 1304 unterzeichnet und mit ihren Siegeln versehen wurde, nicht wieder die Bürgerschaften der genannten Städte anzugreifen und zu berauben.
Die Originalurkunde befindet sich im Staatsarchiv von Magdeburg, und es wird darin bereits die Jenaer Bürgerschützenwehr erwähnt.
Nach dem offiziellen Teil fand ein Fackelzug im Burghof statt, der, unterstützt mit allerhand Buntfeuer, dem alten Gemäuer einen herrlichen Anblick verlieh. Der Burgwirt sorgte für vorzüglichen Trunk und Atzung. Die Kameraden blieben beim Wechsel guter Worte und froher Lieder bis abends 10 Uhr zusammen. {Die Trennung war herzlich, jeder Kamerad wußte, gute Freunde gefunden zu haben.} Allen Teilnehmern der beiden Gesellschaften werden die schön verlebten Stunden unvergeßlich bleiben. |
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Quellen: /JV/ - 19.10.1932, {/JZ/ - 18.10.1932}
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Jena, den 7. Februar 2015 -