Schützenadler
Kalender der Schützengesellschaft Jena

Das Jahr 1923

11. Januar: (Do) Im alten Schüt­zen­haus wird eine Notstands­küche eröffnet. Sie steht haupt­sächlich Rentnern und Erwerbs­losen zur Verfü­gung. Bereits Ende Januar werden 800 Portio­nen täglich verabreicht, die pro Woche einen Zuschuß von 1¼Mill. Mark erfordern. Diese Zahlen erhöhen sich bis Oktober auf 1000 Portio­nen bzw. 9 Milliarden. Diese Küche besteht bis Anfang Mai 1934.
14. Januar: (So) Unter Leitung des Vorsitzenden August Schwabe (Apolda) findet in Apolda die Jahres­ver­samm­lung des Mittel­thüringischen Schüt­zen­verbandes statt, an der Vertreter der Schüt­zen­gesell­schaften Apolda, Bad Sulza, Blanken­hain, Herms­dorf, Jena und Naum­burg teil­nehmen. Es wird beschlossen, Jena für das dies­jährige Schießen zu bestimmen und dasselbe Mitte Juli stattfinden zu lassen. Den Verbandsbeitrag erhöht die Versammlung auf 50 Mark.
26. Februar: (Mo) Der "Schüt­zen­hof" am Kieshügel wird am 1. April ds. Js. abermals pachtfrei, da der jetzige Pächter [O. Scheel] die Bewirt­schaftung aufzugeben gedenkt. Wie verlautet, hat eine gesellige Vereinigung den Plan erwogen, das Grundstück zu übernehmen. Es ist bezeichnend für den schlechten Geschäftsgang in den größeren Vereinshäusern, daß auch die Schüt­zen­häuser in Weimar und Apolda zu gleicher Zeit pachtledig werden.
21. April: (Sa) Das Schüt­zen­hofgrundstück am Kieshügel, in dem seit einigen Wochen die Bewirt­schaftung eingestellt wurde, ist einem größeren gewerblichen Unternehmen, angeblich einem Textil­waren­betrieb, über­lassen worden. Wegen des hohen Pacht­preises waren andere Grund­stücks­bewerber zurück­getreten. Das Gebäude wird zur Aufnahme des neuen gewerb­lichen Unter­nehmens zunächst einigen baulichen Umände­rungen unterzogen. Schon am nächsten Montag nimmt der Bauhand­werker seine Tätigkeit auf.
Juni: Auf dem Schießstand im Munketal wird durch die Jenaer Scharf­schützen wieder geschossen. Vor Betreten des eingefriedeten Grundstücks wird gewarnt, da mit Lebensgefahr verbunden.
3. - 6. Juni: (So-Mi) 29. Mitteldeutsches Bundesschießen in Leipzig.
17. - 21. Juni: (So-Do) 23. Thü­ringer Bundesschießen in Mühlhausen.
6. Juli: (Fr) Die Ehrenpreise für das sechste Mittelthüringische Gauschießen, das auf den ehemaligen Militär­schieß­ständen im Munketal hier stattfindet, sind gegenwärtig im Uhren­geschäft Schade am Kreuz ausgestellt.
7. - 10. Juli: (Sa-Di) Auf dem ehemaligen Militärschießstand im Munketal wird unter der Organisation der Jenaer Scharf­schützen das 6. Mittelthüringische Gauschießen durchgeführt. Aufgestellt wurden: die Gau-Fest­scheibe  Thüringen  (100 Meter, Auflage), eine Punkt- und Meister­scheibe (100 Meter, Auflage), drei Punkt- und Meister­scheiben (175 Meter, Auflage), zwei Punkt- und Meister­scheiben (175 Meter, Freihand), zwei Pistolen- und Meister­scheiben (35 Meter).
9. Juli: (Mo) Beim 6. Mittelthüringischen Gauschießen erwirbt sich Sattlermeister Sonnekalb (Blanken­hain) die Würde des "Königs" als bester Schütze des Gaues, als "Ritter" wurden Schröder (Stadtilm) und Stedefeld (Blankenhain) proklamiert. Aus den Vororten erzielen die Mitglieder der alten Schüt­zen­gilde Lobeda beachtens­werte Erfolge.
10. Juli: (Di) Das 6. Mittelthüringische Gauschießen findet mit dem Aus­schießen der Einzel- und Gesell­schafts­preise seinen Ab­schluß. Die all­gemeine Beteili­gung der Schüt­zen war gegen die vor­jährige Veran­staltung um etwa hundert Prozent stärker. Die Leistungen der freien Schüt­zen (im Gegensatz zur Auflage) waren ganz hervorragend. Als bester Schütze des "Vereines Jenaer Scharf­schützen" erweist sich Kaufmann Otto Tittelbach (Saalstraße). Noch in später Abendstunde werden dem neuen "König" des Vereins die üblichen Ehrungen und Huldigungen erwiesen. Als nächster Ort des Gauschießens wird Hermsorf bestimmt.
14. Juli: (Sa) Schüt­zen­fest in Kahla - Schüt­zen­hauswirt Franz Kowalski.
23. Juli: (Mo) Die Schüt­zen­brücke wird wegen Vornahme von Instandsetzungsarbeiten für einige Tage von 8 Uhr vormittags bis ½5 Uhr nachmittags für den öffentlichen Verkehr gesperrt.
26. Juli: (Do) In dem neuen Schießgelände im Munketal planen die Eigentümer, der "Verein Jenaer Scharf­schützen", die Anlage eines Fahrweges, der für alle Veranstaltungen auf dem steilen Schüt­zen­horst unentbehrlich geworden ist. Da dem Grundstücksbesitzer ausreichendes Gelände zur Verfügung steht, wird der Weg in leichten Steigungen vor der Schieß­halle ausmünden. Die Aufgabe wird im nächsten Frühjahr durch erneute Fronarbeit der Mitglieder gelöst, auch das luftige Verwalter­heim soll noch einige Verbes­serungen erfahren.
26. Juli: (Do) Wegen der Reparaturen an der Schüt­zen­brücke ist ein großer Fährkahn bei der Paradies-Wirtschaft in Dienst gestellt worden, um den Personen­verkehr auf kurze Zeit zu übernehmen.
31. Juli: (Di) Über das 6. Mittelthüringer Gauschießen werden die Ergebnisse abschließend berichtet
31. Juli: (Di) Die Schüt­zen­brücke ist in voriger Woche wieder mit einem neuen Bohlen­belag versehen worden. Nunmehr wird ein bisher weniger beachtetes Verbot schärfer überwacht, wonach der Verkehr mit Hand­wagen über die Brücke untersagt ist. Nur der Verkehr mit Kinder­wagen und Fahr­rädern ist gestattet, sofern keine außer­gewöhnliche Inan­spruch­nahme durch den Personen­verkehr stattfindet. Über­tre­tungen werden künftig bestraft.
4. August: (Sa) Beginn des Schützenfestes in Bürgel, eingeleitet durch einen abends veranstalteten Kommers.
25. November: (So) Am Totensonntag wird am Nachmittag auf dem Ehrenfriedhof eine Gedenkfeier abgehalten, zu der sich eine große Teilnehmerzahl, darunter die Schützen, einfindet. /JZ/

Übrigens:


Quellen: /JV/ - 1923, /JZ/ - 1923

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Jena, den 15. Oktober 2004 -