9. September: | (Do) Vogelschießen in Jena.
Zum Spott auf die Verächter dieses Volksfestes verfaßte ein Anonymous folgendes Gedicht: | |||
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„Vogelschießen ist veraltet!”
Schreiet Mancher in die Welt; Und ein Dutzend Stubenhocker Schaudert beim Begriffe „Zelt.” |
„Darum muß sich immer hüten
Ein Jedweder männiglich, Daß er nicht mit rohen Bestien Gar assimilire sich.” | |||
„Zelte, Buden – sind für Wilde;
Mind'stens nicht für Saalathen; Solche muß der Geist der Bildung Schleuniglich von dannen weh'n.” |
Schreiet nur ihr neid'schen Vögel,
Welche jede Freude flieht, Dennoch zu der Rasenmühle Den gesunden Mann es zieht. | |||
„Schießen, Trinken, Lottospielen -
Ob sich das für uns wohl schickt?” Ei, so fragt doch, ob sich's passet, Daß man auch beim Schlaf nickt. |
Volksvergnügen ist es lauter,
Höhne nicht, du Stubenbrut; Drum, trotz deinem heisern Krächzen, Dünkt uns 's Vogelschießen gut. | |||
„Oder ob man essen dürfe?
Ist das nicht ein wicht'ges Wort? Haben denn nicht solch Bedürfnis Auch die wild'sten Thiere dort?” |
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Quelle: /BS/ - 07.09.1854 - #105
[ 1854 ]
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Jena, den 10. Januar 2007 -