Zum Martinsfeste auf dem Schießhause 1840
von Wilhelm Treunert

Mel.: Frisch auf zum fröhlichen Jagen etc.                        
11. November:       Zum heitern Martinsessen
Gehört ein heitres Lied;
Der Wirth hat's nicht vergessen,
Wie männiglich ersieht.
 ||: So wollen wir denn singen
 ||: Und trinken auch dabei.
 ||: Dem Fest vor allen Dingen
 ||: Das erste Gläschen sei.
 
      Der Doktor Martin lebe,
Der auch sein Tröpfchen trank,
Und bei dem Saft der Rebe
Pries Weiber und Gesang.
 ||: Er wußt' es wohl: die Freude
 ||: Gibt uns den rechten Muth,
 ||: Daß man im Lebensstreite
 ||: Dann auch das Seine thut.
 
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      Auch hielt er alle Gänse
- Man weiß es heute noch -
Besonders ihre Schwänze
Und ihre Schwingen hoch.
 ||: Draus nahm er sich die Waffen,
 ||: Womit er Tück' und Trug
 ||: Der hinterlist'gen Pfaffen
 ||: Totaliter erschlug.
 
      Von einer tücht'gen Feder
In einer tücht'gen Hand
Wird früher oder später
Die Lüge übermannt;
 ||: Und um der Thorheit Schanze
 ||: Zu stürmen frei und frisch,
 ||: Gilt mehr als Schwert und Lanze
 ||: Ein guter Federwisch.
 
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      Drum mögen alle schreiben,
die nicht der Geist läßt ruh'n;
Wir andern lassen's bleiben,
Es gibt noch mehr zu thun.
 ||: Doch jeder darf sich freuen
 ||: Der treu erfüllten Pflicht;
 ||: Das Winseln und Kasteien
 ||: Will Doktor Martin nicht.
 
      Und was er hat gepriesen,
Wir preisen's heute noch;
Schenkt ein zum Überfließen:
Die Frauen leben hoch!
 ||: Es lebe Lieb' und Treue
 ||: Und echter deutscher Sinn,
 ||: Der Luthers Wort voll Weihe
 ||: Befolgt durchs Leben hin!
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      Und Freud' und Freundschaft leben,
Sie lächeln hier so schön,
Und wollen unser Streben
Durch süßen Lohn erhöh'n.
 ||: Was auch die Leute reden
 ||: Von flücht'ger Jahre Tanz,
 ||: Wür wünschen einem jeden
 ||: Noch manche Martinsgans.
 

Quellen:
Text: Wilhelm Treunert: "Mein Gärtchen an der Saale : eine Sammlung poetischer Versuche"
Band 3, Frommann, Jena, 1862.
Melodiebeispiel: www.ingeb.org - Frisch auf zum fröhlichen Jagen

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Jena, den 8. November 2015 -