1878: Der Schützengesellschaft wird vom Gutsbesitzer Trättner aus Ober-Camsdorf (Schneidemühle) ein Stück Acker am Kochersgraben zur Nutzung überlassen. Die Schützen errichten einen provisorischen Schießstand, bestehend aus einer Bretterbude und einigen Scheibenkästen als Kugelfänge. /02/11d/
1879: Das Anschießen wird erstmals am Kochersgraben abgehalten.
1880 und 1881: Die Vogelschießen dieser beiden Jahre finden auf dem neuen Schießstandgelände statt. Die Trättnersche Scheune und der ehemalige Schafstall dienen als provisorische Festräume für die Schützen. Das eigentliche Volksfest hat seinen Platz auf der unmittelbar an der Stadt gegegenen Paradieswiese. /02/11d/
1881 und 1882: Der Ausbau zu einem festen Schießstand erfolgt in diesen beiden Jahren. /02/11d/
Installiert werden: | - kurze Vogelstange, 60-70 Meter entfernt,
- vier Scheibenstände bis 136 Meter, - Probierstand auf Vogel, 60 Meter, - massives Schießhaus mit Vereinszimmer. |
Mitte der 1890er Jahre kommt ein weiteres Landstück nach Süden hinzu, ehemals Obstplantage des Wenigenjenaer Landwirtes Hoffmann. /02/
1882:
Die Abneigung der Schützen zur ständigen Benutzung der Fähre über die Saale am Paradies führt zum Projekt der Erbauung einer eisernen Fußgänger-Brücke, die am
13. Februar eingeweiht wird
("Schützensteg" bzw. "Schützenbrücke", siehe
Abb. 4).
Sie überspannt bis 1928 einige Meter flußabwärts von der Lage der jetzigen "Paradiesbrücke" die Saale
(siehe Abb. 56),
letztere führt seit 1997 die neue Straßenbahntrasse (siehe dazu die
Zeittafel zur Schützenbrücke).
Finanziert wird die Brücke durch einen Baufonds, der aus Aktien im Wert von je 100 Mark mit einem jährlichen Zins von 4% besteht.
Der einmalige Brückenübergang kostet 3 Pfennige
"Brücken-Zoll".
Für den Einnehmer des Brückengeldes existiert auf der Stadtseite ein
kleines Haus, das 1902 abgerissen wird.
Die Schützengesellschaft als Rechtsnachfolgerin der ursprünglichen
Brückenbaugesellschaft
tilgt alle Anteile und bildet den vereinbarten Reservefonds in Höhe von 20.000 Mark schneller als ursprünglich vorgesehen, deshalb kann die Brücke der Stadt bereits vor Ablauf von 20 Jahren im
Mai 1901
als Geschenk übergeben werden.
/02/04b/11d/
1883: Zum Vogelschießen wird das Restaurant "Zum Schützenhaus" eröffnet. Ein Jahr später erfolgt der Anbau einer Glashalle (Veranda, siehe Abb. 8). /02/11d/
1884:
Vom 10. bis 17. August findet die Festwoche anläßlich des 350-sten Jahrestages des Bestehens der Schützengilde Jena einschließlich "großartigem Festumzug" statt (siehe hierzu auch
Abb. 22).
Tatsächlich handelte es sich 1534, wie wir heute wissen, um das erste belegte öffentliche Vogelschießen in Jena -
siehe dazu auch die Ausführungen unter der Jahreszahl 1834.
Die Vorbereitungen zu diesem Ereignis leitet der Mühlenbaumeister Julius Gruner.
Der Festumzug wird mit besonderer Sorgfalt arrangiert und stellt einen eindrucksvollen Höhepunkt der Jubelfeier dar.
/02/11d/
Mit dabei ist eine Abordnung von sechs uniformierten Geraer Schützen, die als Gastgeschenk einen silbernen Pokal überreichen.
/17/
Allerdings wird von einem nicht "programmgemäßen" Schießen berichtet:
„Auf Veranlassung des Herren
Gruner
und der Nachgiebigkeit unseres Hauptmanns
Hartung
wurden bei der Preisverteilung die dazu gestifteten Ehrenpreise, bestehend in prachtvollen Humpen und Pokalen, an auswärtige Schützen verteilt, ohne daß dieselben nur annähernd die Schießbedingungen des dazu gut ausgearbeiteten Programms erfüllt hatten.
Ein energischer Protest wurde unbeachtet zum Nachteil unserer Gilde (heute klänge es anders) ausgeführt.”
/02/11d/
1885: Die Schützengesellschaft Jena hat 106 Mitglieder. Zu den Kleinodien, die sich im Besitz der Schützengesellschaft befinden, zählen u.a. eine silberne Medaille von Friedrich-Wilhelm IV., König von Preußen, sowie ein silberner Humpen von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach. Von ganz besonderem Wert sind die reichlich vorhandenen alten silbernen Königsschilde. /14/
1886: Vom 27.6. bis 1.7. findet in Gera das 10. Mitteldeutsche Bundesschießen statt. Die Schützengesellschaft Jena ist auch mit einigen Schützen vertreten. Am Gesellschaftsschießen (Mannschaft zu 3 Mann und je 20 Schuß) beteiligt sie sich allerdings nicht. Nennenswerte Einzelplatzierungen sind auch nicht zu verzeichnen. /17/
1889: Beim 12. Mitteldeutschen Bundesschießen in Plauen erringt sich Karl Kämmer mit 170 Punkten einen Festbecher mit Festmünze.
1890: Karl Kämmer erringt auf dem 10. Deutschen Bundesschießen in Berlin sechs silberne und eine goldene Medaille sowie zwei Ehrenbecher, davon einen Preisbecher auf die Feldscheibe.
1891: Gastwirt Karl Kämmer erringt sich beim 13. Mitteldeutschen Bundesschießen in Erfurt einen Ehrenbecher auf die Standscheibe, weitere Jenaer Schützen erkämpfen Preise.
1892: Beim 14. Mitteldeutschen Bundesschießen in Weißenfels erringt Hotelbesitzer Karl Kämmer einen ersten Becher.
1893: Beim 6. Thüringer Bezirksschießen in Weimar sind die Jenaer Schützen stark vertreten.
1894: Für den Reservefonds der Schützenbrücke ist bereits das 19. Tausend angesammelt worden. Damit könnte, so rechnet man damals, die Übergabe an die Stadt Jena innerhalb der vereinbarten Laufzeit von 20 Jahren bereits 1902 oder 1903 erfolgen.
1895: Beim 15. Mitteldeutschen Bundesschießen in Chemnitz und beim 7. Thüringer Bezirksschießen in Gotha sind die Jenaer Schützen erfolgreich.
1897: Im Vorstand der Schützengesellschaft findet ein Führungswechsel statt. Der bisherige Schützenmeister, Hofzimmermeister Friedrich Hartung, übergibt nach fast 20 Jahren Amtszeit diese Funktion an den neugewählten Karl Kämmer, Gastwirt und Hotelier im "Weimarischen Hof". "Kämmer Carolus" ist ein bekanntes Jenaisches Original, er spielt eine besondere Rolle im Studentenleben - "Dr. med. i. VI Sem. Academiae inserviendo consumor." /JZ/
1898: Jena hat die Ehre vom 11. bis 15. Juni das 9. Thüringer Bezirksschießen austragen zu dürfen. Dazu wird der Schießstand umgebaut und vergrößert. Es entstehen Feldstände (300m) sowie je ein Pistolen- und Wildstand (laufende Scheibe), der 175-Meter-Stand für die Festscheiben wird um acht Stände erweitert. Zum gegebenen Anlaß findet ein "herrlich großartiger Festzug" durch die "festlich in reichstem Maße geschmückte" Stadt Jena statt. /02/11d/
Außerdem kann die Schützengesellschaft auf weitere Veranstaltungen zurückblicken: Theateraufführungen, große Winterfeste mit Ball, Maskenbälle, verschiedene Schlachtfeste, Ochs am Spieß, Bär am Spieß – vorher selbst "erlegt", Ballonfahrten (Luftschiffer Julius Feller aus Leipzig) und Konzerte - "früher mehr als jetzt". /02/11d/
1899: Beim 18. Mitteldeutschen Bundesschießen in Eisleben belegt die Schützengesellschaft Jena im Mannschaftsschießen mit 510 Zählern den 11. Platz.
1900: Mit einem außerordentlichen Gesellschaftsabend beraten die Jenaer Schützen über die Teilnahme am 13. Deutschen Bundesschießen in Dresden.
1901: Die Schützenbrücke wird am 15. Mai (Mittwoch vor Himmelfahrt) an die Stadt Jena übergeben, sie verkörpert einen Wert von 20.000 Mark. Verwiesen sei an dieser Stelle auf die Ausführungen unter der Jahreszahl 1882 (siehe Abb. 4). /02/10a/
1902: Die Schützengesellschaft Jena hat ca. 90 Mitglieder, wobei nur von "Schützenbrüdern" gesprochen wird. /11d/
1903: Das 3. Deutsche Pistolen-Bundes-Schießen findet vom 21. bis 24. Mai in Jena statt. Etwa 130 auswärtige Schützen können begrüßt werden. /02/
1904: Die Schützengesellschaft Jena feiert das seltene Fest des 600-sten Jahrestages der ersten urkundlichen Erwähnung der bewaffneten Jenaer Bürgerschaft. Besonderer Dank wird dem langjährigen Mitglied Gottlob Rodigast zuteil, wegen seiner genaueren Erforschung des Ursprungs und des Alters der Jenaer Schützengilde (siehe /02/).
1905: Eine Verlegung der Schießstände der Schützengesellschaft im Kochersgraben steht bevor. Die Verhandlungen über den Erwerb eines anderen Areals schweben noch.
1906: In München findet das 15. Deutsche Bundesschießen statt. In den Ergebnislisten der Preisträger sind eine Reihe Jenaer Schützen zu finden, allerdings nur in den höherzahligen Rängen.
1907:
Die Schützengesellschaft Jena beabsichtigt unweit des bisher genutzten Schießstandes am Kochersgraben wegen der sich immer mehr häufenden Klagen der durch den Schießlärm gestörten Anwohner ein neues Areal für den Schießstand zu erschließen, das von den jetzigen Verläufen der Leo-Sachse-, der Kernberg-, der Treunert- und der Neunkirchner Straße eingerahmt wird.
Das sich über ein Jahr hinziehende Verfahren ergibt schließlich, daß sich immer wieder Kollisionen mit der sich ausweitenden Bebauung auf dieser Seite des Saaletales ergeben werden.
Obwohl eine Genehmigung unter Auflagen möglich wäre, nimmt die Schützengesellschaft Jena deshalb von ihrem Vorhaben Abstand.
/25a/
1908: Die Schützengesellschaft Jena betreibt mit großer Intensität ihr Vorhaben der Verlegung ihres Schießstandes weiter. Sie erwirbt Grund und Boden weit außerhalb der Stadt am nördlichsten Rand der Jenaer Flur in der Nähe des Kieshügels und bereits im Oktober kann die Bauerlaubnis erteilt werden. /26a/
1909: Das Projekt des neuen Schießhauses ist zwar sehr großzügig angelegt, aber bereits im Juli kann die Rohbauabnahme des neuen Schießhauses erfolgen. Errichtet werden ein massives Gebäude mit einer Länge von 40m und einer Breite von 13m. Hinzu kommt die Schießhalle, sie ist selbst 33m lang und 10m breit. Eingerichtet werden vier Pistolen-, je ein Wild- und Rehbock-, sechs 300m- und zehn 175m-Stände (siehe Abb. 13). /26a/
1910: Nach der Schlußabnahme im April kann die Schützengesellschaft Jena in ihrem neuen Domizil Einzug feiern (siehe Abb. 13). /26a/
1911: Im Januar erteilt der Oberbürgermeister der Stadt Jena die Erlaubnis zum Bau eines Tanz- und Schanklokales auf dem Gelände der Schützengesellschaft unweit des "neuen Schützenhauses". Anstelle zweier Scheunen entsteht an der späteren Schützenhofstraße eine stattliche Gaststätte mit einem kleinen und einem großen Saal mit Bühne nebst verschiedenen Gastzimmern (siehe Abb. 11 und Abb. 12). Das zum Vogelschießen gehörige Volksfest findet das erste Mal am Kieshügel statt.
1911: Die Jenaer Schützen-Frauen stiften der Schützengesellschaft eine neue Fahne.
1912: Die Jenaer Scharfschützen sind im ersten Jahr ihres Bestehens sehr aktiv und manifestieren ihre Präsenz im Schützenhof am Kieshügel.
1913: Das 19. Thüringer Bezirksschießen findet in vom 24. bis 28. Mai in Jena statt.
Für eine neue Schützenbrücke im Zuge der Paradiesstraße und Schützenstraße werden Projektunterlagen erarbeitet, die aber wegen des kommenden Krieges nicht zur Ausführung gelangen. /JZ/
1914 bis 1919: Während des Weltkrieges und seiner Kriegsfolgen finden keine Vogelschießen statt. Auch in den Folgejahren gibt es bis zum Ende der 20er Jahre keine diesbezüglichen öffentlichen Volksfeste in Jena.
1915: Der Gemeinderat erwägt die Aufstellung einer Notbrücke für die Schützenbrücke, dringlicher wird die Notbrücke aber für den Wiesensteg gesehen. /JZ/
1916: Während der Kriegszeit wird durch die Schützengesellschaft eine Herabsetzung der Lagen erwogen.
1917: Das alte Schützenhaus jenseits der Saale, das 1913 in den Besitz der Stadtgemeinde übergangen ist und zuletzt Militär beherbergte, ist vom Korbwarenfabrikant Fritz Wehner mietweise übernommen worden. Die Schützenhausräume dienen zum großen Teil für Arbeits- und Lagerzwecke.
1918: Auf Veranlassung des Arbeiter- und Soldatenrates sind bis 26. November Waffen und Munition gegen Quittung abzugeben. /JZ/
1919: Die Reichsverordnung über Waffenbesitz vom 13. Januar verlangt die Waffenablieferung bis 1. Februar. /JZ/
1920: Waffen abliefern! Das betrifft vor allem Organisationen wie Krieger- und Militärvereine, Einwohnerwehren, Volkswehren, namentlich die Jenaer Volkswehr.
1921: Der Betrieb der Gaststätte "Schützenhof" leidet ebenso wie das Vogelschießen unter den schlechten Verhältnissen nach dem Krieg. Im März bekommt die Wirtschaft mit Carl Deppe einen neuen Pächter. Als Festwirte oganisieren Deppe und Heinrich Wilfert im Juli ein "ziviles" Vogelschießen ohne Beteiligung der Schützengesellschaft. /JZ/
1922: Gemäß der Verordnung des Thüringer Staatsministeriums vom 23. August können die im Jahr 1919 abgelieferten Waffen den Eigentümern unter Bedingungen zurück gegeben werden. /JZ/
1923: Im alten Schützenhaus wird eine Notstandsküche eingerichtet.
1924: Nach 11-jähriger Pause feiert die Schützengesellschaft wieder ihr Schützenfest, allerdings nur im engeren Kreis ohne Volksfest. Auftakt-Ereignis ist ein Umzug durch die Stadt. /JZ/
1925: Die Gastwirtschaft "Schützenhof" am Kieshügel, die ein paar Jahre ein gewerbliches Unternehmen beherbergte, wird wiedereröffnet.
1926: Beratung der Schützengesellschaft über neue Statuten.
1927: Der preußische Minister des Innern gibt einen Runderlaß über Regelung des Schießsports heraus, in dem für die Ausübung des gesamten Schießsports einheitliche polizeiliche Richtlinien vorgeschrieben werden.
1928: Am 1. Oktober tritt ein neues Waffengesetz in Kraft. Es ersetzt die Verordnung von 1919 und die enthaltenen Begrifflichkeiten von "Erwerbsschein", "Waffenschein", "Jagdschein", "Führen", "Bedürfnis" usw. entsprechen im Wesentlichen dem heutigen Verständnis. /JZ/
1929: Die Schützengesellschaft feiert ihr 625-jähriges Bestehen. Während der Feierlichkeiten im Juni wird eine neue Fahne geweiht, die den Sinnspruch „Im scharfen Blick und gut Gewehr liegt Schützenglück und deutsche Ehr” trägt. /JZ/
1930: Zum Vogelschießen bekommt die Schützengesellschaft ihre erste "echte" Schützenkönigin, Else Kämmer, Besitzerin des Hotels "Weimarischer Hof".
1931: Die Generalversammlung der Schützengesellschaft Jena beschließt, das diesjährige Schützenfest mit Volksbelustigung abzusagen, das Vogelschießen findet allerdings im engsten Kreise und in aller Stille statt.
1932: Das im August stattfindende "Volksfest auf dem Gries" in Jena-Ost, veranstaltet von den Jenaer Scharfschützen, ist der eigentliche Ersatz für die früheren Jenaer Schützenfeste.
1933:
Die politischen Ereignisse greifen auf die Schützenvereine durch:
Nach den Reichstagswahlen vom 5. März sind die Vorstände gemäß der Stimmenverteilung in den Ländern neu zu bilden
(Gleichschaltung).
Die Schützengesellschaft Jena ruft im Oktober ein jährlich auszutragendes Zunftschießen ins Leben.
Die Jenaer Innungen kämpfen aus Anlaß der Reichs-Handwerkerwoche um die Zunftkette (Mannschaftswertung: Wagner-Innung) und den Zunftbecher (Einzelsieger: Bildhauermeister Pflügner).
1934:
Die "Jenaer Scharfschützen" (e.V., seit 1911) und die "Privilegierte Schützengesellschaft Jena" fusionieren in einer gemeinsamen Hauptversammlung zur neuen Schützengesellschaft.
Der bisherige Hauptmann der "Scharfschützen",
Karl Bicking,
wird zum II. Hauptmann der Schützengesellschaft Jena gewählt.
Der neue Beirat setzt sich je zur Hälfte aus den Mitgliedern der Vorstände der fusionierten zwei Vereine zusammen.
/04a/DSZ/.
Die Schützengesellschaft baut mit ihren Jungschützen eine leistungsfähige Kleinkaliber-Abteilung auf.
Der Jenaer Kleinkaliberschützenverein (seit 1926) ist infolge der politischen Ereignisse im Neuaufbau begriffen.
Das Zunftschießen gewinnen wieder die Wagner.
1935: Die Privilegierte Schützengesellschaft Jena begeht ihr Schützenfest auf dem Kieshügel in erweiterter Form als Schießsportwoche. Neben dem traditionellen Königsschießen sowie dem im dritten Jahr stattfindenden Zuftschießen (Konditoren-Innung) wird ein Wettkampf-, Jagd- und Preisschießen für die gesamte Jenaer Bevölkerung auf allen Waffen ausgetragen.
1936:
Die Jenaer Sportstatistik weist für die Schützengesellschaft eine Mitgliederzahl von 176 Personen auf,
davon 2 weiblich und 23 unter 18 Jahren.
Im Jahr der Berliner Olympischen Spiele zeigt sich das deutsche Regime zwar weltoffen,
insgesamt wird aber die Selbständigkeit und Vielfalt des Sportes und speziell des Schießens nach der Auflösung der einzelnen Sportverbände vollständig abgeschafft und alles einer staatlichen Kontrolle unterworfen.
1937:
Der erste Volksschützenkönig in Jena wird im Rahmen des Paradiesfestes ermittelt.
Das Jenaer Innungsschießen gewinnen die Steinbildhauer vor den Titelverteidigern, den Glasern.
1938:
Ein neues Waffengesetz tritt in Kraft.
Es ersetzt das aus dem Jahre 1928 stammende Schußwaffengesetz und eine Reihe waffenrechtlicher Vorschriften aus der Notverordnungszeit.
Die Vorschriften des neuen Gesetzes finden ihre Ergänzung in einer ausführlichen Durchführungsverordnung.
Das Zunftschießen gewinnen wiederholt die Glaser.
1939: Mit dem Angriff auf Polen beginnt im September der Zweite Weltkrieg. Im Sportgeschehen werden zunächst alle direkt anstehenden Veranstaltungen verschoben, später aber meist abgesagt. Das Fehlen der zum Krieg eingezogenen oder für die Wirtschaft wichtigen Personen beeinflußt den Sportbetrieb nachhaltig.
1940: In den Kriegsjahren wird der "Schützenhof" an die Deutsche Reichsbahn vermietet, die darin italienische Arbeiter unterbringt. /26b/
1941: Der "Schützenhof" wird an die Deutsche Reichsbahn für 45.000 RM verkauft. /26b/PB/
1942: Die Schützengesellschaft Jena hat 110 Mitglieder, 19 Jungschützen und 5 Ehrenmitglieder. /PB/
1943: Die Schützengesellschaft hat 116 Mitglieder, 17 Jungschützen und 5 Ehrenmitglieder, 48 Kameraden stehen im Felde. /PB/
1944: Die Schützengesellschaft Jena hat 116 Mitglieder und 3 Ehrenmitglieder. /PB/
1945:
Die Schützengesellschaft Jena zählt zu Beginn des Jahres 102 Mitglieder, davon 3 Ehrenmitglieder, durch Tod sind 5 Abgänge zu verzeichnen.
/PB/
Nach der Besetzung Thüringens durch die Alliierten werden die Tätigkeit der nationalsozialistischen Organisationen sowie ihrer Untergliederungen verboten und deren Vermögenswerte sichergestellt,
unter diese Behandlung fällt auch die Schützengesellschaft Jena.
1946/47: Für die Schützengesellschaft Jena folgt, wie für alle organisierten Gesellschaften und Vereine in der SBZ, die vollständige Enteignung, die Löschung aus dem Vereinsregister und damit das Ende ihres Bestehens.
1948/49: Das "Schießhaus" der Schützengesellschaft Am Kieshügel wird durch verbrecherische Elemente planmäßig "ausgeschlachtet". Zuerst wird das Ziegeldach abgedeckt, dann stiehlt oder zerschlägt man Türen und Fenster, schließlich reißt man den Parkettfußboden heraus. /TV/ Das Holz des Fachwerkes der Schießhalle wandert in die Öfen…
[ Textteil II ]
[ Literatur ]
[ Schützenstände ] |
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Jena, den 26. Januar 1997 -